Geschichte Teil 2: Krieg und Frieden
Im Ersten und Zweiten Weltkrieg spielen die USA eine wichtige Rolle und tragen maßgeblich zum Sieg der Alliierten bei.
Als im Juli 1914 in Europa der Erste Weltkrieg ausbricht, verhalten sich die USA zunächst zurückhaltend. Der 1912 gewählte Präsident Woodrow Wilson setzt auf Neutralität, was auch der allgemeinen Stimmung im Land entspricht. Die Europäer, diese Haltung ist 1914 populär in den USA, sollen sich gegenseitig bekämpfen, wenn sie wollen, die Amerikaner halten sich raus. Noch 1916 wird Wilson mit dem Slogan „He kept us out of war!“ wiedergewählt.
Die Stimmung dreht sich im Frühjahr 1917, als Deutschland eine weitere Eskalation des Krieges ankündigt. Das deutsche Kaiserreich steht ohnehin in scharfer Konkurrenz zu den USA, beide ähneln sich in ihrer Dynamik und ihrem Selbstverständnis als junge, für ihre Einheit und Unabhängigkeit eintretende Nationen. Im April 1917 entschließen sich die USA, massiv in das Kriegsgeschehen einzugreifen. Rund zwei Millionen Soldaten werden nach Europa geschickt und tragen maßgeblich zum Sieg der Alliierten bei.
Befreiung der Welt von Unrecht
Die politische Rechtfertigung für den Kriegseintritt, wie sie vor allem Präsident Wilson in seinem Vierzehn-Punkte-Programm im Januar 1918 formuliert, ist Ausdruck eines neuen außenpolitischen Selbstverständnisses der USA. Neutralität im Kampf gegen undemokratische Mächte sei nicht länger möglich, die Befreiung der Welt von Unrecht und ungerechter Herrschaft ein Ziel, für das auch militärische Mittel eingesetzt werden dürfen und müssen.
Gemessen an den ambitionierten Zielen Wilsons ist die US-Bevölkerung jedoch enttäuscht von der Realpolitik nach Kriegsende, auch aufgrund der hohen Verluste auf US-amerikanischer Seite: 160.000 Tote und 230.000 Verletzte. Ab 1921 folgen die USA deshalb einem konsequenten Neutralitäts- und Nichteinmischungskurs.
Aktives Eingreifen statt Neutralität
Erst mit dem Amtsantritt von Franklin D. Roosevelt 1932 ändert sich das. Roosevelt sagt dem Isolationismus den Kampf an, den er aus ideologischen, aber auch aus ökonomischen Gründen für langfristig schädlich hält. Die Befürchtung: undemokratische Mächte könnten an den USA vorbei wirtschaften und abgeschlossene Märkte etablieren. In seiner sogenannten Quarantäne-Rede im Oktober 1937 vergleicht er despotisch expansive Nationen mit Kranken, die man unter Quarantäne stellen müsse, um eine weitere Ansteckung zu verhindern. Eine weltweite Epidemie der Gesetzlosigkeit könne man nicht mit Neutralität, sondern lediglich mit aktivem Eingreifen verhindern.
1933 kommt Adolf Hitler in Deutschland an die Macht. Mit rücksichtsloser Brutalität setzt das nationalsozialistische Regime seine Politik des Rassenwahns durch und entfesselt 1939 den Zweiten Weltkrieg. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs emigrierten rund 95.000 Juden in die USA, das entspricht einem Viertel der Juden, die vor nationalsozialistischer Verfolgung aus Deutschland und dem annektierten Österreich flohen. Während des Holocaust konnten weniger als 30.000 Juden in den USA Zuflucht finden, viele Visaanträge wurden abgewiesen oder nicht erneuert.
In seiner Rede zur Lage der Nation Anfang 1941 appelliert Roosevelt mit der Nennung der sogenannten Vier Freiheiten – die Freiheit der Rede und der Religion und die Freiheit von Not und Furcht – an die Moral der US-Amerikaner. Es folgt die mit Großbritannien im August vereinbarte Atlantik-Charta, die sich gegen Gewalt, für einen freien Welthandel und explizit für eine Eindämmung der Gefahr ausspricht, die vom nationalsozialistischen Deutschland ausgeht.
Neue Rolle als weltweite Schutzmacht
Mit der Atlantik-Charta legen die USA die Grundlage für den Eintritt in den Zweiten Weltkrieg. Dennoch bedarf es des Angriffs der Japaner auf Pearl Harbor Anfang Dezember 1941, bis die USA, jetzt getragen von einer Welle kollektiven Patriotismus, in die Kampfhandlungen eingreifen. Am 1. Januar 1942 treten die Amerikaner der Anti-Hitler-Koalition bei, 45 Monate später besiegen die USA Italien, Nazi-Deutschland und Japan.
Der Zweite Weltkrieg ist der folgenschwerste Krieg in der US-Geschichte: Rund 400.000 US-Soldaten sterben, 670.000 werden verwundet. Folgen hat er auch aus einem anderen Grund: Er lässt die USA ökonomisch, militärisch und ideologisch zur Supermacht aufsteigen, mit dem Selbstverständnis, in Zukunft als „Arsenal der Demokratie“ (Roosevelt) die Rolle einer weltweiten Schutzmacht übernehmen zu können.
Hier findet ihr Zeitzeugenberichte zum Ersten Weltkrieg und zum Zweiten Weltkrieg auf Deutsch.
Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg und an den Zweiten Weltkrieg auf Englisch.