Internationale Jugendorchester treffen sich in Berlin
Beim Young Euro Classic kommen Nachwuchsmusiker verschiedener Länder nach Berlin.
Musik als Vermittler, der Grenzen überschreitet, und das Orchester als Ort der Teilhabe, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit: Das sind die Ideen hinter dem Festival Young Euro Classic. Seit dem Jahr 2000 lädt das Festival Orchesternachwuchs aus vielen Teilen der Welt nach Berlin ein und initiiert darüber hinaus neue Orchestergründungen.
Das nationale Jugendorchester Polens nimmt zum dritten Mal am Festival teil und eröffnete die Jubiläumsausgabe des Festivals unter der Leitung des Dirigenten Jakub Chrenowicz mit Kompositionen von Ludwig van Beethoven und Artur Malawski. Der deutsche Symphoniker Beethoven steht in diesem Jahr im Mittelpunkt, sämtliche seiner neun vollendeten Sinfonien werden von den jungen Ensembles aufgeführt. Zudem stehen Klavierkonzerte, Kammermusik und seine große Chorfantasie auf dem Programm.
Die Idee für den Beethoven-Schwerpunkt ging von drei bis vier Orchestern aus, die vorgeschlagen hatten, Werke des deutschen Komponisten zu spielen, erzählt der künstlerische Leiter des Festivals, Dieter Rexroth. "Das ist ein guter Ausgangspunkt, ein Jahr vor dem Beethoven-Jahr", sagt Rexroth im DW-Gespräch. Allerdings sei Beethoven sowohl technisch wie auch inhaltlich besonders für junge Orchester sehr anspruchsvoll.
Beethovens Idee in die Gegenwart transportieren
"Ohne Beethoven gäbe es heute keine institutionalisierten Orchester", sagt Rexroth. "Das Orchester in der heute bekannten Größenordnung war noch jung, die Musik bei Beethoven bringt eine Idee zur Sprache, die musikalisch ins Heute transportiert werden muss." Damals wie heute würden Gesellschaft und Zukunft, Individuum und Masse verhandelt.
Als Überraschung bezeichnet Rexroth die erst 11-jährige Pianistin Alexandra Dovgan, die mit dem International Tatarstan Youth Orchestra aufgetreten ist und auf Einladung des russischen Pianisten Grigori Sokolov Ende Juli auch bei den Salzburger Festspielen auftreten wird. "Sie strahlt etwas aus, das auf eine große Zukunft schließen lässt", sagt Dieter Rexroth.
Beim 20. Young Euro Classic treten Orchester aus aller Welt auf, darunter aus China, der Türkei, Portugal und Schweden. Ihre Festival-Premiere feiern die Ensembles aus Chile, der Dominikanischen Republik und der russischen Republik Tatarstan sowie das israelisch-palästinensische Galilee Chamber Orchestra. Den Abschluss des Festivals bestreitet das National Youth Orchestra of the USA im Konzerthaus Berlin, dirigiert von Antonio Pappano, zusammen mit der Mezzosopranistin Sarah Connolly.
Am Mittwoch, den 4. August, können Besucherinnen und Besucher aktiv ins Festivalgeschehen eintauchen: Das European Union Youth Orchestra spielt ab 20 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit Beethovens 9. Symphonie, die per Livestream aus dem Großen Saal des Berliner Konzerthauses auf den davor gelegenen Gendarmenmarkt übertragen wird. Den Schlusssatz mit der "Ode an die Freude", der offiziellen Hymne der Europäischen Union, singen dort dann alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam. Das Konzert ertönt mit einem sogenannten immersiven Soundsystem nach draußen, das räumliches Hören ermöglicht.
Das Festival läuft bis zum 9. August 2019.