Eine andere Filmsprache
Der deutsche Regisseur und Produzent Tom Tykwer organisiert in Kenia Workshops für junge afrikanische Filmemacher.
Eines schönen Tages … – ja, wie sollte es da sein? Der deutsche Regisseur und Produzent Tom Tykwer hat darauf eine Antwort, die widerspiegelt, wofür sich seine Produktionsfirma One Fine Day Films engagiert: „Großartig ist, wenn sich europäische Filmemacher und ihre afrikanischen Kollegen auf Augenhöhe begegnen, Wissen teilen, voneinander lernen – und daraus manchmal richtige Welterfolge entstehen“. So wie beim inzwischen erfolgreichsten kenianischen Film überhaupt „Nairobi Half Life“, realisiert von der kenianischen Produktionsfirma Ginger Ink Films und „One Fine Day Films“.
2008 von Tykwer und seiner Frau Marie in Kenia gegründet, unterstützt die Produktionsfirma – unter anderem gefördert von der DW Akademie und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – Nachwuchsfilmer aus Afrika dabei, Geschichten auf ihre eigene Art zu erzählen. „In Kenia möchten viele eine andere Filmsprache sprechen als das, was Fernsehen und das sehr sparsam vorhandene Kino zu bieten haben“, so Tykwer. Sie können sich für die „One Fine Day Film Workshops“ bewerben, in denen deutsche und internationale Mentoren Filmemachern aus ganz Afrika Wissen über professionelle Filmproduktion vermitteln und sie bei der Entstehung ihres Films begleiten.
Fünf Spielfilme sind so schon entstanden – für Tykwer „die Kür der Workshops“. Jeder sei einzigartig und spezifisch ostafrikanisch – und strahle doch weit. Zum Beispiel „Nairobi Half Life“ von David Gitonga aus dem Jahr 2012. Die Geschichte eines jungen Mannes, der allen Hürden zum Trotz seinem Traum folgt, lief auf internationalen Festivals und wurde als erster kenianischer Film für die Oscars eingereicht.
Auch „Veve“ des kenianischen Regisseurs Simon Mukali wurde mit seiner Geschichte über Liebe, Vergeltung und Korruption weltweit bejubelt. Und in Kenia sei das Filmteam mit „Veve“ in fast jeder Frühstücksshow gewesen, so Produzentin Sarika Hemi Lakhani.
Im September 2016 feierte die fünfte Produktion von „One Fine Day“ das allegorische Werk „Kati Kati“ von Mbithi Masya, über Kenias Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, Premiere auf dem Toronto International Film Festival. „Darin erlebe ich Persönlichkeiten einer Mittelschicht, die sich viele in Deutschland gar nicht vorstellen können“, sagt Tykwer. „Afrika ist eben nicht nur Hunger, Elend und Krieg.“ Kenias Regierung erwäge nun, was sie politisch und infrastrukturell beitragen kann, damit Filmemachen wirtschaftlich attraktiv wird, erzählt er. „Wir haben dazu Expertise eingebracht.“
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