Die „Arrival City“ Offenbach
Auf der Architekturbiennale in Venedig wird Offenbach als „Arrival City“ vorgestellt.
In Offenbach leben Menschen aus mehr als 150 Nationen – viele Gastarbeiter aus Südeuropa und ihre Nachfahren sind darunter, in jüngster Zeit kommen verstärkt Zuwanderer aus Afrika und der Arabischen Welt hinzu. Viele von ihnen zieht es nach Offenbach, weil sie dort Anknüpfungspunkte haben: Verwandte, Freunde oder eine größere Community von Menschen aus ihrer Heimat. Damit ist Offenbach genau das, was der kanadische Journalist Doug Saunders als „Arrival City“ bezeichnet: ein Quartier am Rande einer Metropole – in diesem Fall Frankfurt am Main –, die Zuwanderern einen guten Start ermöglicht, weil sie dort günstig wohnen können und über Kontakte vielleicht eine Arbeit finden. Die „Arrival City“, schreibt Saunders in seinem viel beachteten gleichnamigen Buch, dient damit oft als soziales Sprungbrett. „In Offenbach gibt es zum Beispiel ein Migrantenviertel rund um den Marktplatz, das ich als erfolgreich bezeichnen würde“, so der Autor, der Offenbach mehrmals besucht hat. „Zuwanderer können dort einen Anfang machen, sich niederlassen, ein kleines Geschäft eröffnen.“ Als Beispiel für die „Arrival City“ spielt Offenbach auch im deutschen Pavillon bei der Architekturbiennale in Venedig eine entscheidende Rolle. „Making Heimat“ heißt das Konzept des für den Auftritt verantwortlichen Deutschen Architektur Museums (DAM) aus Frankfurt am Main. Die Ausstellung ist noch bis zum 27. November 2016 zu sehen.
„Offenbach loves you“
Spannend an Offenbach ist auch das kreative Potenzial der Stadt. Das hat nicht zuletzt mit den Studierenden der renommierten Hochschule für Gestaltung zu tun – die jungen Künstler und Designer bewegen einiges. Zum Beispiel Loimi Brautmann. Der gebürtige Frankfurter wuchs in Israel auf und studiert nun in Offenbach. Es sei gar nicht so schwierig, die Stadt zu lieben, findet Brautmann. Gerade die Internationalität mache Offenbach reizvoll und einzigartig. „Es gibt dieses spezielle Offenbach-Flair. Das ist ein Gefühl, das man gar nicht richtig beschreiben kann.“ Um es zu erspüren, so Brautmann, müsse man nur offen sein und bereit für Neues. Seine eigenen Entdeckungen teilt er nun mit Besuchern – bei ungewöhnlichen Stadtrundgängen, die unter anderem in polnische Diskos und eine Moschee führen. Titel des Projekts: „Offenbach loves you“.