Vier für den transatlantischen Austausch
Das sind die ersten Stipendiaten, die ins Thomas Mann House in Los Angeles einziehen.
Es soll ein Ort des intensiven Austauschs sein: das Thomas Mann House in Los Angeles. Der deutsche Literaturnobelpreisträger war während der NS-Diktatur die wichtigste Stimme deutscher Intellektueller im Exil. Ab 1942 lebte er mit seiner Familie in Kalifornien, wo er auf eine Gemeinde von Künstlern und Denkern aus Deutschland traf. Das Haus, das er dort baute und in dem er zehn Jahre arbeitete, kaufte 2016 die deutsche Bundesregierung. Sie ermöglicht Intellektuellen, Künstlern, Wissenschaftlern und Publizisten dort Aufenthalte von bis zu zehn Monaten.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei der Eröffnung des Thomas Mann House am 18. Juni in Los Angeles die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und den USA trotz aller aktuellen Spannungen hervorgehoben. „Das Ringen um Demokratie, das Ringen um eine freie und offene Gesellschaft ist das, was uns, die Vereinigten Staaten und Deutschland, auch weiterhin verbinden wird“, sagte er.
„Die USA sind unser wichtigster Partner außerhalb Europas. Nur gemeinsam können wir die Lösung globaler Probleme angehen. Deshalb ist ein intensiver Dialog zu den uns bewegenden Themen so wichtig, gerade auch jenseits der klassischen Diplomatie“, sagte Außenminister Heiko Maas anlässlich der Eröffnung des Thomas Mann House.
„So wie Thomas Mann sich damals mit den großen Fragen seiner Zeit beschäftigte, sind auch die ersten vier Fellows Vordenker, die sich mit Fragen unserer Gegenwart auseinandersetzen“, sagt Annette Rupp, Geschäftsführerin der Künstlerresidenz Villa Aurora. Rupp leitet nun auch das nur zehn Laufminuten entfernte Thomas Mann House und das Stipendienprogramm. „Die Idee ist, dass die Fellows unser reichhaltiges Netzwerk nutzen, Workshops geben, Vorträge halten und reisen, um sich in Kontakt und in die Auseinandersetzung mit amerikanischen Intellektuellen und der Zivilgesellschaft zu begeben.“
Ab Mitte 2018 ziehen die ersten Thomas-Mann-Fellows ein. Und das sind sie:
Jutta Allmendinger
Die deutsche Soziologin ist Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und Professorin für Bildungssoziologie und Arbeitsmarktforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihr wissenschaftliches Interesse gilt den Gesellschaften von heute und morgen – vor allem den Lebensverläufen der Menschen und ihrer Prägung etwa durch Bildungsinstitutionen und Arbeitsmarkt. 2017 erschien ihr Buch „Das Land, in dem wir leben wollen“. Es geht der Frage nach, wie die Deutschen sich ihre Zukunft vorstellen.
Heinrich Detering
Der Literaturwissenschaftler, Übersetzer, Lyriker und Literaturkritiker ist Professor an der Georg-August-Universität Göttingen und war von 2011 bis 2017 Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Thomas Manns Werk gehört zu seinen Forschungsthemen – in Göttingen leitet er die Thomas-Mann-Arbeitsstelle, zudem gibt er die kommentierte Frankfurter Ausgabe der Werke, Briefe und Tagebücher des Schriftstellers heraus. Zugleich ist Detering ein USA-Kenner, der sich intensiv mit der Lyrik und dem Leben Bob Dylans beschäftigt hat – 2016 veröffentlichte er eine Biografie des Musikers.
Burghart Klaußner
Für seinen Auftritt in „Das weiße Band“ von Regisseur Michael Haneke wurde der Schauspieler mit dem Preis der deutschen Filmkritik ausgezeichnet. Klaußner ist einer der großen deutschen Intellektuellen auf der Bühne. Er ist Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg, sitzt im Vorstand der Deutschen Filmakademie, führt Regie, singt und bereichert mit seiner Stimme unzählige Hörbücher und Hörspielproduktionen.
Yiannos Manoli
Yiannos Manoli hat seit 2001 die Fritz-Hüttinger-Professur für Mikroelektronik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg inne. Doch die Karriere des in Zypern geborenen Wissenschaftlers begann in den USA – als Fulbright-Stipendiat mit den Fächern Physik und Mathematik an der Lawrence University, Wisconsin. Von der University of California, Berkeley, erhielt er seinen Master, in Duisburg wurde er promoviert. Manoli beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie sich Wissenschaft, Technik und Industrie künftig entwickeln und das gesellschaftliche Leben beeinflussen.