Die Wurzeln retten
Sie bewahren einen Teil deutscher Geschichte: Der Verein DOMiD sammelt Zeugnisse der Migration. Jetzt entsteht auch ein Museum.
Einwanderung ist Teil der deutschen Geschichte. Im Jahr 1990 machten es sich vier türkische Migranten zur Aufgabe, einen wichtigen Abschnitt dieser Geschichte zu dokumentieren. Dazu gründeten sie in Essen den Verein DOMiT. Das Akronym steht für „Dokumentationszentrum und Museum über die Migration aus der Türkei“.
Die Mission und Vision
Die Gründer von DOMiT, darunter dessen langjähriger Geschäftsführer Aytaç Eryılmaz, kamen ab Ende der 1970er-Jahre nach Deutschland, einige als politische Geflüchtete. Sie wollten neben einem Archiv auch ein Migrationsmuseum schaffen, wobei sie sich zunächst auf Migration aus der Türkei fokussieren, später weiten sie das Thema auf Deutschland als Migrationsgesellschaft insgesamt aus. 2007 schließt sich DOMiD mit dem Verein „Migrationsmuseum in Deutschland“ zusammen. Sie haben jetzt ihren Sitz in Köln und nennen sich von nun an „DOMiD“ – „Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland“.
Der Verein sammelt mehr als 150.000 Zeitzeugnisse und führt sogenannte lebensgeschichtliche Interviews, die ebenso Teil des Archivs sind. Auch Ausstellungen organisiert der Verein. „Ich war immer nur unterwegs, bundesweit. Ich habe jemanden entdeckt – oder eine kleine Geschichte – und bin hingefahren, oft auf eigene Kosten“, erzählt Aytaç Eryılmaz in dem Buch „Das Gedächtnis der Migrationsgesellschaft“ von Manuel Gogos.
Das „Haus der Einwanderungsgesellschaft“ entsteht
Heute ist DOMiD seiner Vision eines Migrationsmuseums nah. Ein virtuelles Museum gibt es seit 2018; die Planungen für das physische laufen. Der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen stellen zusammen 44,26 Millionen Euro dafür bereit. Von der Stadt Köln kommen das Grundstück und eine Halle. „Das Museum wird ein Ort für die gesamte Gesellschaft und steht symbolisch für die Anerkennung, dass wir in einer Migrationsgesellschaft leben. Dort wird man Geschichten begegnen, die bislang nicht erzählt wurden“, sagt Katrin Schaumburg von DOMiD. Sie leitet die inhaltlichen Planungen zum Museum, das vorerst „Haus der Einwanderungsgesellschaft“ heißt. Im Vordergrund stehen die partizipative Geschichtsschreibung und der Wunsch, einen „Ort des Austauschs, des Dialogs und der Begegnung“ zu schaffen. Eröffnet werden soll das Museum 2027.
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