Die neuesten Fahrradtrends
Radentwickler aus Deutschland setzen auf umweltfreundliche Fahrräder aus Bambus und smarte Radcomputer mit mehr als hundert Funktionen
Umweltfreundliche Fahrräder aus Bambusrohren sind der neueste Trend in der Zweiradbranche. Die Fahrradbauer haben sich dabei vom 19. Jahrhundert inspirieren lassen – das erste Bambusfahrrad wurde der Öffentlichkeit schon 1894 präsentiert. Nun wird der schnell nachwachsende Rohstoff wieder aufgegriffen und Hersteller wie My Boo aus Kiel oder Faserwerk aus Bremen fertigen daraus Rahmen. Sie sind fast so stabil wie solche aus Stahl, aber dabei deutlich leichter. Auch wenn Bambusfahrräder auf den Straßen noch zu den Exoten gehören, nimmt die Zahl der Anbieter zu, wie man auf deutschen Fahrradmessen seit einigen Jahren beobachten kann.
Soziales Engagement in Afrika
Ein wichtiger Aspekt ist die Nachhaltigkeit. My Boo fertigt seine Räder in Ghana, wo Bambus wild wächst. Über Monate werden die Rohre getrocknet, dann zum Rahmen zusammengesteckt und mit in Harz getränkten Hanfseilen verbunden. Bis zu 90 Stunden Handarbeit stecken in jedem Rad. My Boo arbeitet dabei mit der ghanaischen Hilfsorganisation Yonso Project zusammen; die jungen ghanaischen Fahrradbauer sind sozialversichert und werden fair bezahlt. In Deutschland wird das Rad lackiert und nachbearbeitet. Wer die etwa 2000 Euro für ein Exemplar bezahlt, finanziert Schulstipendien in Ghana. Ein ähnliches Konzept hat der Münchner Hersteller Zuri Bike – mit Rahmenbau und sozialem Engagement in Sambia.
Digitalisierung des Radelns
Ein weiterer Fahrradtrend geht 2015 in eine ganz andere Richtung: die Digitalisierung des Radelns. Das Frankfurter Jungunternehmen Cobi will das Prinzip des Connected Drive, also des vernetzten Fahrens, für alle möglich machen – mit einem Fahrradcomputer auf der Basis gängiger Smartphones. Das System besteht aus Licht, Navigation, Smartphone-Halterung mit Ladefunktion, Klingel und Bike-Computer und vernetzt mehr als hundert Funktionen. Man kann es als Alarmanlage verwenden oder darüber Musik hören. Über einen Beschleunigungssensor erkennt die App beispielsweise auch Bremsmanöver und schaltet dann das Rücklicht heller. Eine Idee, die bei einer Crowdfunding-Kampagne so viel Begeisterung hervorrief, dass das Ziel von 100.000 Dollar Umsatz nach nur drei Tagen erreicht war. Gerade wurde das Unternehmen mit dem Frankfurter Gründer-Preis ausgezeichnet. In diesem Herbst kommt das System in fünf europäischen Ländern auf den Markt.
Fahrradmesse Eurobike von 26. bis 29. August 2015 in Friedrichshafen