„Die Spiele sind von gigantischer Bedeutung“
Berlin richtet die Special Olympics 2023 aus. SOD-Präsidentin Krajewski spricht über ihre Erwartung vor dem Start.
Frau Krajewsi, die Special Olympics Weltspiele Berlin 2023 beginnen in Kürze. Wie ist die Stimmung im Team der 414 deutschen Sportlerinnen und Sportler?
Die Freude auf die Spiele ist riesig – sie fiebern alle auf den Tag der Eröffnungsfeier am 17. Juni im Berliner Olympiastadion hin. In diesem großen SOD-Team Deutschland ist das Kribbeln deutlich zu spüren. Den Sportlern und Sportlerinnen wird jetzt bewusst, dass Spiele im eigenen Land etwas ganz Besonderes sind und dass sie die Chance haben, auch als Botschafter und Botschafterinnen für ganz Deutschland für die Athleten und Athletinnen aus aller Welt tätig zu sein.
Wie sind die Sportmöglichkeiten für Menschen mit geistiger Behinderung in Deutschland generell?
Leider sind nach wie vor nur acht Prozent der Menschen mit geistiger Behinderung im Sport aktiv. Dass wir das ändern wollen, ist klar: Bewegung ist elementar für die Gesundheit und ein Menschenrecht. Letztlich ist unser Ziel, dass alle Menschen die Chance haben, regelmäßig Sport in der Gemeinschaft, im Verein, in einer inklusiven Situation betreiben können. Dabei müssen wir aber berücksichtigen, dass viele in Einrichtungen leben und arbeiten. Deshalb brauchen wir dort auch Sportförderung und mehr Vernetzung der Sportvereine mit den Einrichtungen der Behindertenhilfe.
Wie wichtig sind auf diesem Weg die Weltspiele in Berlin?
Enorm wichtig. Sie sind der Leuchtturm. Es ist schon jetzt eine riesige Treiberwirkung für die Entwicklung von #ZusammenInklusiv, Deutschlands größter Inklusionsbewegung, zu spüren. Schon bei den Nationalen Spielen 2022 ist es gelungen, die Sichtbarkeit der Athleten und Athletinnen nachhaltig zu verbessern. Das wird sich bei den Weltspielen potenzieren, zumal das Host Town Programm die Idee Special Olympics im ganzen Land bekannt macht: Vor den Spielen empfangen 216 Kommunen in Deutschland die rund 190 Delegationen aus der ganzen Welt. Außerdem ist es uns gelungen, für die Weltspiele eine Medienallianz der elf Bewegtbild-Sportsender zu organisieren. Dadurch werden wir nochmal einen medialen Schub bekommen. Ich hoffe sehr, dass dies alles hilft, damit die Menschen in Deutschland besser verstehen, mit welchen Handicaps Athletinnen und Athleten mit einer geistigen Beeinträchtigung immer noch zu kämpfen haben, aber gleichzeitig auch, wie stark sie von regelmäßigem Sporttreiben und so einem Spitzenereignis profitieren können. Für unser Ziel, dass die Aktiven Sport vor Ort selbstbestimmt so betreiben können wie sie wollen, sind die Weltspiele von einer gigantischen Bedeutung.
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Christiane Krajewski ist seit 2014 Präsidentin der Special Olympics Deutschland (SOD). Zuvor war sie unter anderem Ministerin der Finanzen und Ministerin für Soziales im Saarland.