Radfahren mit Gewinn
Das Sozialunternehmen „bikuh“ belohnt Radfahrer für jeden Kilometer und schützt so das Klima.
Deutschland. Der Verkehr macht etwa ein Fünftel der CO2-Emissionen in Deutschland aus. Vor allem in Städten ist die Schadstoffbelastung durch Autos enorm. Das Sozialunternehmen „bikuh“ motiviert Menschen, aufs Rad umzusteigen.
Das ist die Idee
Fahrrad fahren und Geld verdienen – das ist, kurz gesagt, die Idee von „bikuh“. Bei einem Aufenthalt in Australien stieß Angela Gonzalez zufällig auf Radfahrer, die Anhänger mit Werbung zogen. „Dann fing es im Kopf an zu rattern“, sagt die Gründerin, die sich während ihres Projektmanagement-Studiums mit unternehmerischer Verantwortung beschäftigte und schon immer mehr wollte als bloß einen Job: „Ich möchte meine Arbeitskraft nutzen, um einen sozialen Mehrwert zu generieren.“ Zusammen mit Patrick Kolb entwickelte sie die Fahrrad-Idee weiter. Kolb ist Vertriebsexperte in der Elektronikbranche. Privat legt er alle Wege mit dem Rad zurück. Wie wäre es, wenn man Unternehmen dazu bringen könnte, Radfahrer dafür zu bezahlen?
So funktioniert die „bikuh“-App
Die App ist das Herzstück von „bikuh“. Über sie finden Radfahrer und Werbekunden zusammen. Wer mindestens 100 Kilometer im Monat fährt, kann sich registrieren und bekommt eine Auswahl von Werbepartnern angezeigt. Hat er sich entschieden, lässt er bei einer Fahrradwerkstatt eine Scheibe mit Werbung in sein Vorderrad montieren. Die App zeichnet auf, welche Strecken er damit zurücklegt. Je mehr man fährt, desto höher ist der Verdienst. Neue Mitglieder starten mit zehn Cent pro Kilometer.
Das ist der Zukunftsplan
Mehr als 7.000 Radfahrer haben sich während der Pilotphase in Frankfurt am Main registriert. „Drei Viertel von ihnen haben bei einer Umfrage angegeben, dass sie durch bikuh öfter das Rad nehmen als früher“, sagt Kolb. Nach erfolgreichem Test will das Unternehmen nun wachsen. „In den kommenden fünf Jahren wollen wir in allen deutschen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern vertreten sein.“
Das Social Impact Lab hat die Gründer beim Aufbau ihres Startups begleitet. „Das Lab war für uns ein Test“, sagt Gonzalez. „Wir mussten uns vielen Fragen stellen: Welche Rechtsform soll unser Unternehmen haben? Wie definiert man einen Preis für ein Produkt, das es noch nicht gibt?“ Auch die technische Entwicklung der App war für die Gründer eine lange Etappe. Das Durchhalten hat sich gelohnt.