Junge Stimmen für Nachhaltigkeit
Sie setzen sich für eine Zukunft ohne Armut und mehr Umweltschutz ein. Junge Menschen haben uns erzählt, warum sie sich für die UN-Nachhaltigkeitsziele engagieren.
Lew Töpfer, 25 Jahre, seit April 2023 Jugenddelegierter zur UN-Generalversammlung
Unsere Generation ist weltweit gesehen die größte, die es je gab: Im Jahr 2030 wird die Hälfte der Menschheit unter 25 Jahre alt sein. Die Jugend muss unbedingt mit einbezogen werden, wenn es darum geht, Lösungen für die globalen Herausforderungen zu entwickeln. Ich finde es deshalb sehr wichtig, dass Jugendliche Zugang zu neuen Technologien und digitalen Medien bekommen, vor allem im Globalen Süden. Während meines Studiums mit Schwerpunkt Weltraumrecht und -nachhaltigkeit an der Universität Lüneburg konnte ich an Sitzungen des UN-Ausschusses für die friedliche Nutzung des Weltraums teilnehmen, so ist meine Begeisterung für internationale Politik entstanden.
Heute arbeite ich in der Abteilung für UN-Angelegenheiten der Raumfahrtagentur in Bonn. Meine Mit-Jugenddelegierte Ilka Essig und ich haben gerade eine Reise durch Deutschland abgeschlossen, auf der wir in Schulen und Veranstaltungen die UN und die Nachhaltigkeitsziele vorgestellt haben. In Workshops haben wir sehr viele Vorschläge von Jugendlichen für eine bessere Welt gesammelt, von mehr Fahrradwegen bis zu Chancengleichheit – die präsentieren wir im September vor der Generalversammlung. Viele der Ziele der Jugendlichen hat sich die UN mit den Nachhaltigkeitszielen bereits selbst gesetzt. Wir als junge Generation müssen jetzt darauf drängen, dass sie auch umgesetzt werden.
Franka Bernreiter, 21 Jahre, seit 2021 UN-Jugenddelegierte für nachhaltige Entwicklung
Ich bin bei den Pfadfindern eingetreten, als ich elf war. Über Pfadfinder gibt es viele Klischees! Der Pfadfinder-Weltverband WOSM, mit mehr als 60 Millionen Mitgliedern eine der größten Jugendbewegungen der Welt, setzt sich für Bildung und Frieden ein und kooperiert auch mit den UN. Ich habe Deutschland 2021 als Jugenddelegierte auf der Weltkonferenz der Pfadfinder vertreten, das hat mich auf die Idee gebracht, mich als Nachhaltigkeitsdelegierte zu bewerben. Bei den UN vertreten meine Mitdelegierte Fidelis Stehle und ich die Positionen des Bundesjugendrings, in dem viele deutsche Jugendverbände zusammengeschlossen sind.
Nachhaltige Entwicklung ist mehr als Klimaschutz: Umweltverschmutzung und der Verlust an Biodiversität sind auch planetare Bedrohungen, die aber viel weniger Aufmerksamkeit bekommen. Eine sehr motivierende Erfahrung war für mich die UN-Umweltkonferenz vor zwei Jahren in Nairobi, auf der Verhandlungen für ein globales Abkommen gegen Plastikmüll in die Wege geleitet wurden. Im Jahr 2024 soll es beschlossen werden. Hoffentlich wird es dann auch umgesetzt! Die allermeisten SDGs können wir bis 2030 nicht mehr erreichen, wenn alles so weiterläuft wie bisher. Darum müssen wir jetzt alles daransetzen, das Handeln der Regierungen weltweit zu verändern.
Tim Evers, 21 Jahre, Mitgründer und -herausgeber des Printmagazins „Oldschool“
„Oldschool“ greift die Themen aus Politik, Fashion und Kultur auf, die für unsere Generation relevant sind. Nachhaltige Entwicklung spielt eine entscheidende Rolle. Für die aktuelle Ausgabe haben wir zum Beispiel eine Aktivistin und eine Psychologin zu Klimaangst interviewt. Meeresschutz, faire Lieferketten, Stadtpolitik oder Armut in Deutschland waren auch schon Themen. Nach dem Abitur 2020 hatten meine Mitgründerin Lena Schumacher und ich wegen der Coronakrise viel Zeit, die wir genutzt haben, um das Projekt aufzubauen. Jede Oldschool-Ausgabe hat hundert Seiten. Das Magazin ermöglicht eine tiefergehende Auseinandersetzung mit unseren Themen als in den sozialen Medien. Bisher sind sieben Hefte erschienen, an denen insgesamt 250 junge Menschen mitgearbeitet haben.
Mit einem Stipendium der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen konnte ich im Juli zur Konferenz des UN-Nachhaltigkeitsforums nach New York reisen und dort Diplomatinnen und Diplomaten sowie Ministerialbeamtinnen und -beamte interviewen. Dafür bin ich sehr dankbar. Dass sich alle Staaten auf die SDGs geeinigt haben, ist ein wichtiges Signal. Aber bisher wurden nur wenige Ziele erreicht, bei anderen gab es krasse Rückschritte. Wenn die SDGs, bei denen es ja um die Zukunft unserer Generation geht, bekannter wären, wäre der öffentliche Druck viel höher, sie umzusetzen. Darin sehe ich auch meine journalistische Verantwortung.