Stimmen zum G7-Gipfel in Elmau
Klimaschutz, Ukrainekrise, Gleichberechtigung: Wie internationale Medien den G7-Gipfel in Deutschland kommentieren.
Die „Tagesschau“ beurteilt den Gipfel als Erfolg, der anfängliche Kritik verstummen lässt:
„Dieser Gipfel wird im Rückblick als der Beginn vom Abschied der fossilen Brennstoffe in der Weltwirtschaft bewertet werden müssen. Womit selbst chronische Optimisten kaum gerechnet haben: Die G7 Staats- und Regierungschefs haben „geliefert", wie Greenpeace das Bekenntnis der sieben wichtigsten westlichen Industrienationen zur sogenannten „Dekarbonisierung" umgehend gelobt hat. […] Die Vereinbarungen von Elmau lassen die im Vorfeld massiv geäußerte Kritik an dem enormen Aufwand dieser Mammutveranstaltung, vom hohen Finanz- bis zum massiven Polizeiaufwand, in den Hintergrund rücken.“
Der britische „Guardian” hebt die Bedeutung der Begrenzung der Erderwärmung hervor:
“At yesterday’s summit in Bavaria, the G7 leading industrial nations agreed to phase out fossil fuels by the end of the century. It’s easy to be cynical about these things, but these official goals really matter. And one big reason is this: in the absence of intergovernmental action, we are hopelessly ill-equipped to deal with this problem as individuals.”
Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ beleuchtet Deutschlands wichtige Rolle in der Gruppe der sieben großen Industrienationen:
„Es bleiben also nur die alten Partner der transatlantischen, westlichen Welt. Deutschlands Rolle, in Europa zu führen, ist unter diesen Voraussetzungen noch wichtiger geworden. Den Anschein von Hegemonie will Deutschland vermeiden. Es will eine bescheidene Vormacht sein. Wer führt, macht sich angreifbar. Führen muss Deutschland trotzdem. Heute noch mehr als vor acht Jahren.“
Der Berliner „Tagesspiegel“ deutet den Gipfel als Wende in den amerikanisch-europäischen Beziehungen:
„Viel Interesse an Europa und der transatlantischen Wertegemeinschaft, die gemeinhin der ,Westen‘ genannt wird, hat Obama in seiner Amtszeit nicht aufgebracht. Die Reparaturarbeiten im eigenen Land, nach Weltwirtschaftskrise und Irakkrieg, plus sein Projekt der Gesundheitsreform ließen das offenbar nicht zu. Doch deutete sich bereits vor dem G-7-Gipfel eine kleine Wende an. Amerika und Europa entdecken einander gerade neu. In einer Welt, die von massiven Turbulenzen gekennzeichnet ist, sind stabile Beziehungen dieser Art eben essentiell. Dass sich die G7 darüber einig sind, lässt hoffen.“
Die „Süddeutsche Zeitung“ aus München fordert mehr Fairness im Urteil über das Gipfeltreffen:
„Wer nun also die Substanz des Treffens der Sieben in Elmau wägt, wer mantrahaft Ergebnisse einfordert und die nicht weniger als den Urknall zur Erschaffung einer besseren Welt erwartet, der muss fair bleiben: Die G7 ist keine Revoluzzer-Truppe, aber sie lebt auch nicht nur von der Kraft des Kleingedruckten. […] Ihre Eindeutigkeit etwa in Sachen Ukraine oder Gesundheitsvorsorge setzt Maßstäbe, an denen sich kleinere Staaten zum Beispiel der EU oder Afrikas orientieren werden.“