Wie Integration gelingen kann
Beim Deutsch-Niederländischen Forum in Berlin tauschen sich Vertreter beider Länder über ein Thema aus, das alle bewegt.
Die Bücher der anderen lesen, ihre Kultur kennenlernen: Darum geht es jedes Jahr beim Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse. 2016 stellten sich die Niederlande vor, gemeinsam mit Flandern. Motto ihres Auftritts: „Dies ist, was wir teilen.“
Das könnte so auch über dem Deutsch-Niederländischen Forum stehen. Die Treffen von Vertretern aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik betonen das Verbindende, nicht das Trennende. Die Teilnehmer suchen nach Lösungen für gemeinsame Herausforderungen – das nächste Mal am 17. und 18. Januar in Berlin. Es ist das 14. Treffen dieser Art seit 1996. Damals gründeten der niederländische Außenminister Pieter Kooijmans und sein deutscher Amtskollege Klaus Kinkel das Forum als Reaktion auf das kritische Deutschlandbild in den Niederlanden.
Demografischer Wandel und die Zukunft Europas
Seitdem tauschen sich Vertreter beider Länder alle eineinhalb Jahre über ein aktuelles Thema aus. Dazu gehörten in den vergangenen Jahren beispielsweise der demografische Wandel, die Digitalisierung und die Zukunft Europas. Dass man Gemeinsamkeiten ausloten will, bedeutet keinesfalls, dass nicht kontrovers debattiert wird.
So gab es beim Forum 2002 intensive Diskussionen über Sterbehilfe. Während niederländische Redner sich für einen liberalen Ansatz stark machten, waren die deutschen Debattenbeiträge stark geprägt von einer eher ethischen Tradition, dem Einfluss der Kirchen und vor allem der Erinnerung an die praktizierte Euthanasie in Nazideutschland.
Bei dem aktuellen Treffen geht es um Migration und Integration. Anlass ist die hohe Zahl von Flüchtlingen, die seit 2015 in Europa Schutz suchen. In Workshops beschäftigen sich die Teilnehmer beispielsweise mit der praktischen Umsetzung des Dublin-Abkommens – das Verfahren regelt, dass Asylbewerber in dem Land registriert werden, in dem sie die EU betreten haben. Oder es wird über die Frage diskutiert, wie eine Spaltung der EU durch die Flüchtlingskrise verhindert werden kann. Mit Blick auf die Integration geht es vor allem um die wichtige Rolle von kleineren Kommunen und größeren Städten. Anhand von Beispielen wollen die Teilnehmer Ideen entwickeln, wie eine erfolgreiche Integration gelingt. Dabei geht es um die kulturelle Bildung und die Integration in Ausbildung und Arbeitsmarkt. Die Außenminister beider Länder, Bert Koenders und Frank-Walter Steinmeier, werden das Forum eröffnen.
Junger Blick auf die Beziehungen
In beiden Ländern gibt es Lenkungsausschüsse, die das Treffen inhaltlich vorbereiten. Sie werden geleitet vom früheren niederländischen Ministerpräsidenten Jan Peter Balkenende und der ehemaligen deutschen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. Die Europäische Akademie Berlin (EAB) organisiert dieses Jahr das Forum. Besonderen Wert legen die Verantwortlichen auf die Teilnahme junger Menschen – auch deshalb, weil das kritische Deutschlandbild seinerzeit besonders bei jungen Niederländern vorherrschte. 20 junge Frauen und Männer aus beiden Ländern werden das Forum in Berlin begleiten. Im Rahmen einer Partnerschaft mit der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa berichten sie darüber auch im Blog auf deutschland.de.