Der „Lange Eugen“ und die Vereinten Nationen
Der Campus der Vereinten Nationen in Bonn ist das Herzstück der Organisation in Deutschland.
„Wenn das Wetter besonders gut ist, reicht der Blick bis zum Kölner Dom“, sagt Harald Ganns und zeigt aus dem Fenster – über den Rhein und die grünen Hügel des Siebengebirges hinweg. Harald Ganns muss es wissen. Der Botschafter a.D. ist Beauftragter bei der Pressestelle der Bonner VN-Organisationen und führt seit rund sechs Jahren jeden, der das Bürohochhaus namens „Langer Eugen“ besichtigt, bis in das 29. Stockwerk. „Da staunen alle und bewundern die schöne Natur“, sagt Ganns, „der Ausblick motiviert die Mitarbeiter.“ Rund 1000 Menschen arbeiten bei den Vereinten Nationen in Bonn. Sie kommen aus rund 140 Ländern. Die ehemalige Bundeshauptstadt ist Hauptstandort der Vereinten Nationen in Deutschland. Wer im „Langen Eugen“ sein Büro hat, diskutiert beispielsweise, wie man den Auswirkungen des Klimawandels entgegen wirken oder bedrohte Tierarten schützen kann. „Unser Motto in Bonn heißt nachhaltige Entwicklung weltweit“, sagt Ganns. Vom Sekretariat der Wüstenbekämpfung über das Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulation bis zum Strategiezentrum für Katastrophenschutz sitzen im „Langen Eugen“ 17 der 18 Bonner Einrichtungen der VN. Dazu gehört auch die Bonner Außenstelle der VN-Universität. Die 18. Einrichtung, das Klimasekretariat, ist gleich gegenüber im alten Abgeordnetenhochhaus. Zusammen bilden die beiden Gebäude und eine Grünfläche den sogenannten VN-Campus.
Seit 2006 gibt es den VN-Campus. Dass der „Lange Eugen“ einmal das Herzstück der Vereinten Nation in Bonn werden würde, daran dachte bei Baubeginn 1966 wohl keiner. Der damalige Bundestagspräsident Eugen Gerstenmeier wollte für Abgeordnete und Mitarbeiter neue Büroräume schaffen und setzte sich für den Bau eines neuen Abgeordnetenhauses ein. 30 Jahre lang arbeiteten dann Abgeordnete im „Langen Eugen“ – bis zum Umzug des Bundestages 1999. Später wurde das Gebäude den Vereinten Nationen zur dauerhaften Nutzung übergeben. Vom damaligen Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmeier hat das Hochhaus auch seinen Namen. „Eugen Gerstenmeier war sehr klein“, sagt Harald Ganns. „Im Volksmund war er der kurze und das Gebäude der lange Eugen.“ Heute ist „Langer Eugen“ der offizielle Name des Gebäudes. Und nur, wer einmal ganz oben war, könne das Besondere am 117 Meter langen „Eugen“ genießen, sagt Ganns, „seinen Ausblick.“