Grenzen wahren in der Wüste
Tägliche Patrouillen, riesige Entfernungen, Wohnen in Containern: Über den Alltag der UN-Beobachtermission in der Westsahara.
Hauptmann Tobias Radon war sechs Monate in dem kleinen Ort Agwanit in der Westsahara stationiert. Als Mitglied der UN-Beobachtermission MINURSO hat er im Westsahara-Konflikt die Demarkationslinie in einem Gebiet überwacht, das sowohl Marokko als auch die Unabhängigkeitsbewegung Frente Polisario für sich beansprucht.
Herr Radon, Sie waren auf einem Außenposten stationiert, wie sieht es dort aus?
Man lebt in Containern in einer Teamsite. Davon gibt es neun, die sich entlang des „Berm“ ziehen. Das ist ein tausend Kilometer langer Wüstenwall, der die Konfliktparteien voneinander trennt. Jede Teamsite überwacht ein Gebiet entlang des Walls. Wir haben dort mit etwa einem Dutzend Militärbeobachtern gelebt. Jeder wohnt in einem Container. Dann gibt es noch gemeinsame Container für Mahlzeiten und Büros.
Das ist ziemlich weit weg von allem…
Die nächste Teamsite liegt 160 Kilometer entfernt. Man erreicht sie nur durch den Wüstensand. Zum Hauptquartier sind es 16 Stunden mit dem Auto. Einmal pro Woche bringt ein Helikopter Trinkwasser. Alle vier bis sechs Wochen kommt ein LKW mit Diesel. Auch alle Ersatzteile, jede Schraube müssen angefordert werden.
Wie sieht die Arbeit eines Militärbeobachters aus?
Wir fahren täglich in Teams raus – vier Soldaten, grundsätzlich in zwei Jeeps, damit man sich helfen kann, sollte einer stecken bleiben. Die Route wird auf einem GPS-Planer festgelegt und darf nicht verlassen werden, weil das Gebiet stark vermint ist.
Dann schauen Sie, ob alles ruhig ist?
Wir überwachen die Einhaltung der drei militärischen Abkommen, die Marokko und die Polisario mit den UN geschlossen haben. Beide Seiten halten sich daran, die Lage ist derzeit stabil.
Vielleicht zu ruhig? Die Mission gibt es seit 1991, eine Lösung des Konflikts ist nicht in Sicht.
Die Operation besteht aus einem zivil-politischen und einem militärischen Strang. Wir sind die Augen im Gelände und schaffen die Grundlage dafür, dass die Vermittler ihre Arbeit machen können. Aus unserer Sicht ist die Operation erfolgreich.
Was waren die größten Gefahren für Sie bei MINURSO?
Minen und Schlangen. Von beidem gibt es viele.
Ist das Leben in der Wüste nicht eintönig?
Ich habe mit den Kameraden viel Sport gemacht. Man spielt Beachvolleyball oder erzählt sich gegenseitig von den Heimatländern. Für mich war es eine interessante und positive Zeit.
Interview: Friederike Bauer