Medien: Bundeswehr prüft Ausländer-Rekrutierung
Offenbar gibt es Überlegungen bei der Bundeswehr, EU-Bürger zum Dienst zu verpflichten. Doch die Resonanz ist gering.
Der Fachkräftemangel macht auch vor der Truppe nicht halt. Die Bundeswehr prüft deshalb einem Medienbericht zufolge, Fachleute aus anderen EU-Staaten zu rekrutieren. Die Anwerbung von EU-Bürgern für spezielle Tätigkeiten sei "eine Option", die geprüft werde, zitiert die Funke-Mediengruppe den Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn.
"Wir reden hier beispielsweise von Ärzten oder IT-Spezialisten", sagte der ranghöchste Offizier der Bundeswehr. In Zeiten des Fachkräftemangels müsse die Bundeswehr "in alle Richtungen blicken und uns um den passenden Nachwuchs bemühen".
Zurückhaltende Reaktionen
Den Funke-Zeitungen zufolge hat die Bundesregierung bereits die EU-Partner mit Blick auf ihre Pläne konsultiert. Die meisten Staaten hätten zurückhaltend reagiert, insbesondere osteuropäische. So sei Bulgarien besorgt über mögliche Abwerbungen und Abwanderungen. In Deutschland leben dem Bericht zufolge schätzungsweise 530.000 EU-Bürger im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, die ein zusätzliches Rekrutierungspotenzial für die Bundeswehr wären.
Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (SPD) sagte den Funke-Zeitungen, die Rekrutierung von EU-Ausländern wäre "eine Art Normalität". Die Bundeswehr habe bereits "viele Soldaten mit Migrationshintergrund oder Doppelstaatler". Es wäre aber eine "Illusion" anzunehmen, dass die EU-Bürger schon die Lösung der Personalprobleme der Truppe wären.
203.000 Soldaten als Ziel
Auch ohne Nachwuchs aus dem EU-Ausland nimmt die Zahl der Bundeswehr-Soldaten allerdings derweil wieder zu. "Wir erreichen am Ende dieses Jahres die Marke von 182.000 Soldatinnen und Soldaten, das sind 2500 mehr Zeit- und Berufssoldaten als noch vor einem Jahr und ein Plus von 6500 gegenüber dem Tiefststand 2016", sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) der "Rheinischen Post". Mit zwölf Prozent Frauenanteil sei ein neuer Höchststand erreicht.
Wie groß die Bundeswehr noch werden solle, sei "abhängig von der Sicherheitslage und den daraus folgenden Aufgaben für die Truppe", so von der Leyen. Die aktuelle mittelfristige Personalplanung sehe vor, dass bis 2025 die Zahl von 203.000 Soldaten erreicht werden solle, darunter viele neue Kräfte etwa für die Cybersicherheit oder Projekte im Rahmen der Europäischen Verteidigungsunion.
AR/ww (afp, dpa)