„Ein großer Schatz“
Vorbilder für nachhaltige Entwicklung: Lutz Möller von der Deutschen UNESCO-Kommission über den Wert der Biosphärenreservate.
Die UNESCO-Biosphärenreservate sollen in Deutschland und weltweit einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Wie das gelingt, erklärt Lutz Möller, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission und Mitglied im Nationalkomitee für die Biosphärenreservate.
Herr Möller, in Deutschland gibt es 16 UNESCO-Biosphärenreservate, weltweit mehr als 700. Wie viele kennen Sie davon? Und was zeichnet sie aus?
Ich kenne alle deutschen UNESCO-Biosphärenreservate und bestimmt auch zwei bis drei Dutzend weltweit. Jedes Biosphärenreservat hat eine einzigartige Natur. Alle haben gemeinsam, dass man dort die Zukunft wirklich werden lässt. Dort sollen verschiedene Ziele zusammengebracht werden: Es geht zum Beispiel darum, wie wir den Klimawandel bewältigen, den dramatischen Biodiversitätsverlust stoppen und gleichzeitig auf dem Land gut leben können.
Die meisten Menschen verbinden mit einem Biosphärenreservat aber vermutlich vor allem unberührte Natur.
In der Tat ist dies die erste Assoziation. Tatsächlich stehen aber jeweils nur kleine Gebiete unter strengem Naturschutz. Diese sogenannten Kernzonen machen in den deutschen Biosphärenreservaten nur etwa drei Prozent aus. In den übrigen Bereichen leben und wirtschaften Menschen. Und dort soll möglichst so gewirtschaftet werden, dass die Natur und die Artenvielfalt nicht darunter leiden. Dabei wird wissenschaftlich untersucht, wie und warum bestimmte Modelle nachhaltigen Wirtschaftens funktionieren. Und weil die Biosphärenreservate sich weltweit austauschen, verbreiten sich gute Ideen so um den Globus.
Die Biosphärenreservate gelten als ein Instrument, um die von den Vereinten Nationen aufgestellten 17 Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Was können die Biosphärenreservate dazu beitragen?
Hier kann man sehen, wie die unterschiedlichen Ziele der Agenda ineinander greifen können. Es kann zum Beispiel konkret erprobt werden, wie Windräder gebaut werden können, ohne dass der Artenschutz darunter leidet.
Die Biosphärenreservate werden auch regelmäßig evaluiert. Was zeigt sich dabei?
Den Verantwortlichen wird dabei meist vor Augen geführt, was für einen großen Schatz sie mit der Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat besitzen. Denn die Erfolge lassen sich messen: In deutschen Biosphärenreservaten findet man den bundesweit höchsten Anteil an Ökolandbau, es gibt dort auch die höchste Vernetzung lokaler Betriebe. Mehr als sechs Prozent aller Touristen, die in ein deutsches Biosphärenreservat kommen, fahren ausdrücklich dort hin, weil es eine UNESCO-Anerkennung hat. Es zeigt sich so eindrucksvoll, dass die Bezeichnung der Gebiete als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung gerechtfertigt ist.
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