Keim der Hoffnung
Fruchtbare Böden sind eine Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung. Was Deutschland weltweit unternimmt, um die Böden zu schützen.
„Wenn der Boden schlechter wird, geht es auch mir schlecht“, sagt die Bäuerin Rosalie Djedohoun aus Benin in einem Video des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Sie hat gelernt, wie sie ihr Land in einem guten Zustand hält, zum Beispiel, indem sie die Fruchtfolge beachtet und in einem Jahr Mais, im nächsten Jahr Bohnen anbaut.
Weltweit fördert Deutschland rund 800 Projekte zum Bodenschutz. In Benin, Burkina Faso, Äthiopien, Kenia, Madagaskar und Indien läuft seit 2014 das größte Bodenschutzprogramm der deutschen Entwicklungszusammenarbeit aus der Sonderinitiative „Eine Welt ohne Hunger“. Bodenschutz ist auch eines der 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen: Bis 2030 soll die Bodendegradation weltweit neutralisiert werden.
Der Boden ist eine wertvolle und nicht erneuerbare Ressource. Verschlechtert sich seine Qualität, so dass er nicht mehr bewirtschaftet werden kann, spricht man von Degradation. Sie entsteht, wenn Böden zu intensiv oder falsch genutzt werden: Zum Beispiel wenn nur Monokulturen angepflanzt und falsch gedüngt werden. Oder wenn zu viele Tiere auf einer zu kleinen Fläche weiden. Oder wenn schwere Lasten wie Fahrzeuge oder Touristenscharen den Boden verdichten. Auch Flächenversiegelung, Pestizide im Grundwasser und das Roden von Wäldern haben negativen Einfluss auf die Bodenqualität. Der Klimawandel verstärkt durch Dürren und starke Regenfälle die Degradation. Nach Aussage der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit sind bereits 30 Prozent des Bodens weltweit degradiert, am größten ist der Verlust in Subsahara-Afrika. Ein Drittel der ländlichen Bevölkerung weltweit lebt in betroffenen Gebieten. Für sie haben schlechte Böden direkte Auswirkungen auf ihre Ernährung und ihr Einkommen.
Programm für Kleinbauern
Deswegen richten sich die deutschen Bodenschutzprogramme vor allem an Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Sie werden fortgebildet, wie sie ihr Land nachhaltig bewirtschaften können. Erster Schritt ist eine Bodenuntersuchung. Dann empfehlen Beraterinnen und Berater den Landwirten Methoden, um den Boden fruchtbarer zu machen: Kalken oder mehr Kompost ausbringen, Hülsenfrüchte anbauen, um den Boden mit Stickstoff anzureichern, anders oder gar nicht pflügen oder Bäume pflanzen. Die sind wichtig für die Wasserrückhaltefähigkeit und generieren wichtige Biomasse.
Schneller Erfolg
Eine Probe seines Bodens hat auch Peter Sotta aus dem Dorf Baraluru in Kenia in einem mobilen Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis zeigte, dass sein Acker sehr ausgelaugt war, es mangelte an Humus und wichtigen Pflanzennährstoffen. Als erstes kalkte Kleinbauer Sotta sein Land und der Erfolg stellte sich prompt ein: In der letzten Erntesaison ragte sein Mais kräftig 2,50 Meter in die Höhe, auf dem Nachbarfeld waren die Pflanzen einen Meter niedriger. „Das ist der beste Mais, den ich seit Jahren ernte“, sagt Sotta zufrieden.
Neue Perspektiven
Die praktischen Tipps für Landwirte sind nur ein Teil des Bodenschutzprogramms. Dieses zielt auch auf eine Verbesserung der rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen, zum Beispiel im Landrecht. Denn nur wer sicher sein kann, dass ihm das Land, das er bewirtschaftet, morgen noch gehört, investiert in längerfristige Schutzmaßnahmen und gibt dem Boden Zeit, sich zu regenerieren.
Intakte Böden schützen nicht nur das Ökosystem und wirken dem Klimawandel entgegen. Sie schenken den Bauern eine höhere Ernte und damit ein größeres Einkommen. Wenn alle Familienmitglieder satt werden, muss niemand für einen Job in die Stadt umziehen oder in weit entferne Länder auswandern.