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Energietechniker für Bhutan

Rostocker Wissenschaftler helfen Bhutan beim Ausbau der Energiegewinnung durch Wasserkraft.

27.02.2017
© Punyaruk Baingern/fotolia - Bhutan

Bhutan ist das erste CO2-negative Land der Erde. Auf Grund der großen Waldflächen absorbiert es  weit mehr Kohlendioxid, als es emittiert. Zudem verfügt Bhutan über riesige Wasserkraftpotenziale, mit denen das Land seinen Energiebedarf bereits decken kann. Bhutan hat aber noch ambitioniertere Ziele. Bis zum Jahr 2020 will das Himalaya-Königreich weitere 10 GW Kraftwerksleistung aus Wasserkraft installieren, um noch mehr Energie vor allem nach Indien exportieren zu können. Derzeit sind einige große Projekte im Bau. Das Problem: Die bestehenden Kraftwerke laufen nicht stabil. Bei einer Abtrennung des bhutanischen Netzes vom stabilen indischen Netz kann Bhutan sich nicht eigenständig versorgen.

Deutschland unterstützt den Ausbau der Wasserkraftkapazitäten über ein Darlehen der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft, einer Tochter der KfW Entwicklungsbank. Es ist für den  Bau eines Wartungszentrums für die Anlagen und Maschinen der Kraftwerke bestimmt. Und der Deutsche Akademische Austauschdienst DAAD finanziert ein Austauschprogramm  zur Ausbildung von Experten. Auf deutscher Seite ist daran das Institut für Elektrische Energietechnik der Universität Rostock beteiligt.

„Hauptwirtschaftszweig von Bhutan ist der Verkauf von Energie aus Wasserkraft“, sagt Axel Holst, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Rostock unter Leitung von Professor Harald Weber den Austausch mit Bhutan seit 2013 begleitet. Die Wasserkraft ist für Bhutan der größte Wirtschaftsfaktor. Ein Großteil der daraus gewonnenen Energie geht nach Indien. Die Erlöse der staatlichen Wasserkraftgesellschaft machen 40 Prozent der Staatseinnahmen aus.

„Die Inder haben dort einige Wasserkraftwerke gebaut, aber die Regel- und Stellprobleme, die dabei auftauchen, nicht gelöst“, erläutert der 46-jährige Diplom-Ingenieur. Die deutschen Wissenschaftler haben Messungen an verschiedenen Kraftwerken vorgenommen, um am Computer im Modell Experimente durchführen zu können. „Das geht bei laufendem Kraftwerksbetrieb natürlich in der Regel nicht“, erläutert Holst. Mit Hilfe der elektronischen Modelle sollen Optimierungen vorgenommen werden, die einen stabilen Inselbetrieb der Kraftwerke ermöglichen. 

„Unsere technische Hilfe ist nur ein Faktor, der andere ist die Ausbildung“, sagt Holst. In Bhutan gibt es nur einen Ausbildungsgang bis zum Bachelor. Für weiterführende Studien muss der akademische Nachwuchs ins Ausland. Derzeit ist ein erster Masterstudiengang im Aufbau. Zur Unterstützung kommen jedes Semester vier bis sechs Studenten und Wissenschaftler aus Bhutan nach Rostock, um dort an der Universität  eine Spezialausbildung in elektrischer Energietechnik zu absolvieren. Bis zum Sommer 2017 ist das Projekt finanziert, dann soll in einem abschließenden Workshop bewertet werden, wie weit die Aufgabenstellung gelöst ist.  

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