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„Immer größere Bedeutung“

Seit 2016 informiert eine Wanderausstellung weltweit über „Deutschlands Energiewende“. Was sind die Themen, wie ist die Resonanz? Ein Interview mit Ernst Peter Fischer, Beauftragter des Auswärtigen Amtes für Energie- und Klimapolitik und Exportkontrolle.

16.06.2017
Energiewende Haus mit Solardach
Energiewende Haus mit Solardach © dpa

Herr Fischer, eine Wanderausstellung informiert seit April 2016 weltweit über „Deutschlands Energiewende“. Was wird den Besuchern geboten?

Unsere Wanderausstellung nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise. Auf interaktive Weise erklärt die Schau, wie sich die Energiepolitik in Deutschland und weltweit seit den 1970er-Jahren bis heute entwickelt hat. Damit möchten wir zeigen: Die Energiewende ist nichts, was von heute auf morgen entstanden ist. Und sie besteht aus mehr,  als nur dem Atomausstieg, erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. Sie ist der komplette Umbau des Energiesystems wie wir es bisher kennen.

Mit Filmen, Texten und Schaubildern erfahren die Besucher auf leicht verständliche Weise, warum und wie die Energiewende durchgeführt wird. Wir beantworten häufig gestellte Fragen und lösen verbreitete Missverständnisse auf. Mitten in der Ausstellung können die Besucher ihr Wissen am Quiztisch testen.

Ernst Peter Fischer

Wo war die Ausstellung bereits zu sehen und wie war die Resonanz bisher?

Wir haben die sechs Ausstellungssets inzwischen an knapp vierzig Stationen in 18 Ländern gezeigt und damit mehrere zehntausend Besucher erreicht. Von den Rückmeldungen sind wir begeistert: Mehr als vier Fünftel der befragten Besucher geben der Ausstellung eine positive Note. Außerdem wurden mit der Ausstellung an vielen Orten spannende Diskussionen über eine nachhaltige Energiepolitik angestoßen.

Seit Ende April kann die Ausstellung weltweit in derzeit acht Sprachen auch auf ihrer eigenen Webseite: www.energiewende-global.com besucht werden. Diese Möglichkeit nutzten bisher Menschen aus über 60 Ländern, Tendenz steigend.

Seitdem US-Präsident Trump den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen angekündigt hat, fragen sich viele, wie es weitergeht mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Lohnt es da überhaupt noch, für eine Energiewende zu werben?

Auf jeden Fall! Der Wandel zu einer nachhaltigen Energieversorgung hat in den vergangenen Jahren immens an Fahrt aufgenommen und ist nicht mehr aufzuhalten. Er kann allenfalls verzögert werden, was aber furchtbar ist, weil wir die Umstellung auf ein klimafreundliches System bis 2050 schaffen müssen, wenn wir wirklich sehr gefährlichen Klimawandel verhindern wollen. Verzögerungen können wir uns also nicht leisten. Zum Glück: Mit immer weiter sinkenden Kosten ist es für viele Unternehmen, Kommunen und regional Verantwortliche inzwischen eine Selbstverständlichkeit geworden, in erneuerbare Energien zu investieren. Mit denen wollen wir ins Gespräch kommen und sie bestärken.

Eigentlich ist die Aussage klar: Deutschland will mit der Energiewende den Wandel zu einer nachhaltigen, auf Energieeffizienz und erneuerbaren Energien basierenden Energieversorgung schaffen. In vielen Ländern gibt es dazu Fragen – welche hören Sie am häufigsten – und wie lauten die Antworten?

Ganz oben steht die Frage nach den Kosten. Viele denken, eine Energiewende ist ein Luxus, den sich nur reiche Staaten leisten können. Das Gegenteil ist der Fall: Weil die Technologien in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt wurden, ist es heute meistens günstiger, nachhaltige Energiequellen aufzubauen als fossile. Außerdem schafft die Energiewende neue Wirtschaftszweige, die Investitionen und hochwertige Arbeitsplätze schaffen.

Oft werden wir auch gefragt, warum Deutschland aus der Kernenergie aussteigen will, obwohl diese doch ohne den Ausstoß von Treibhausgasen auskommt. Auch hier ist es vor allem eine wirtschaftliche Betrachtung: Die Stromerzeugung aus Kernenergie ist heute teurer als viele andere Energieträger – erst recht, wenn man die Kosten für Sicherheit und Rückbau von Kernkraftwerken mit berücksichtigt. Außerdem gibt es in der deutschen Bevölkerung einen breiten Konsens, dass die Kernenergie mit unberechenbaren Risiken verbunden ist. Diese will unsere Bevölkerung nicht akzeptieren. Dazu gehört auch, dass es auf die Frage nach einer auch nach Millionen von Jahren sicheren Lagerung von strahlendem Atommüll nach wie vor keine Antwort gibt.

Deutschland setzt auf Nachhaltigkeit in der Energieversorgung – das ist gut. Aber sollte nicht jedes Land selbst entscheiden können, wie es seine Energieversorgung gestaltet?

Ja natürlich, jedes Land entscheidet selbst. Wir sagen auch nicht, dass alle Länder es genauso machen sollen wie Deutschland. Jedes Land hat seine eigenen Bedingungen – es gibt nicht DIE Lösung in der Energiepolitik. Aber alle Staaten der Welt haben sich doch zum Klimaschutz bekannt. Diese geteilte Verantwortung für unseren Planeten und nachfolgende Generationen ist unumstritten. Und eine grundlegende Herausforderung kennt man überall auf der Welt: Die Energieversorgung muss gleichzeitig sicher, bezahlbar und nachhaltig sein. Mit der Energiewende liefern wir ein Beispiel und Anregungen, wie dieser Knoten aufgelöst werden kann.

Die Ausstellung wird auch bei der COP23 Anfang November in Bonn zu sehen sein. Was plant Deutschland noch für die Weltklimakonferenz?

Zu allererst wollen wir zusammen mit Fidji ein guter Gastgeber für die Welt sein. Die COP wird die Umsetzung des Übereinkommens von Paris voranbringen. Kurz gesagt, es geht darum das Regelbuch für den globalen Klimaschutz zu vervollständigen. Daneben wird es auf der COP, wie in den letzten Jahren, die Gelegenheit für unterschiedliche Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft geben, sich zu treffen und Klimaschutz-Initiativen sowie Projekte vorzustellen. Auch die verschiedenen Bundesministerien beteiligen sich natürlich daran. Seitens des Auswärtigen Amts werden wir sicherlich das Thema „Klima & Sicherheit“ auf der COP einbringen, z.B. im Rahmen eines Side Events. Wir Diplomaten sehen bereits heute, dass der Klimawandel die Fragilität in vielen Ländern erhöht und ein Risiko für Stabilität und Frieden darstellt, deshalb ist dieses Thema so wichtig. Generell gilt, dass die COP 23 durch die Klimapolitik der neuen US-Administration paradoxerweise eine größere politische Bedeutung und mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen wird. Wir werden die Konferenz daher nutzen, um das Momentum von Paris aufrecht zu erhalten und um die wirtschaftlichen Chancen, die mit einer ambitionierten Umsetzung des Übereinkommens von Paris einhergehen, zu unterstreichen.

Multimedia-Ausstellung: Das bedeutet Energiewende im Alltag

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