Wer steht hinter Fridays for Future?
Wer sind die jungen Menschen, die in Deutschland für Klimaschutz auf die Straße gehen? Eine Studie liefert Erkenntnisse.
Unpolitisch und hedonistisch? Von wegen! Eine Studie über die „Fridays for Future“-Bewegung räumt mit Vorurteilen über die junge Generation auf. In Deutschland und vielen anderen Ländern fordern Schüler von der Politik schnelleres Handeln gegen den Klimawandel.
Allein in Berlin gingen am 29. März etwa 20.000 überwiegend junge Menschen für eine „Fridays for Future“-Kundgebung auf die Straße – der bisherige Höhepunkt der Klimademonstrationen in Deutschland. Ein Grund für die Rekordbeteiligung war die Teilnahme der 16-jährigen schwedischen Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg, die mit ihrem Schulstreik eine internationale Bewegung ausgelöst hat.
Klimademonstranten: sehr jung und sehr gut gebildet
Aber wer demonstriert da eigentlich? Um das herauszufinden, befragten Forschungsgruppen aus neun europäischen Ländern am 15. März 2019 Protestierende anhand eines einheitlichen Schemas. Das Institut für Protest- und Bewegungsforschung (ipb) leitete die Teilstudie für Deutschland. Das fanden die Forscher über deutsche Klimaaktivisten heraus:
- 57,6 Prozent sind weiblich
- das Durchschnittsalter beträgt 25,8 Jahre
- 52,8 Prozent sind 14 bis 19 sind Jahre alt
- 55,6 Prozent streben Fachhochschulreife oder Abitur an oder haben diesen Abschluss schon
- 43,6 Prozent entstammen der oberen Mittelschicht
- 16,8 haben Migrationshintergrund
- 53,3 Prozent verorten sich politisch links
Knapp 20 Prozent sind überzeugt, dass politische Entscheidungen den Klimawandel eindämmen können; weitere 40 Prozent halten dies immerhin für wahrscheinlich. Bemerkenswert ist, dass sich dennoch weniger als jeder Fünfte mit dieser Forderung direkt an eine Politiker oder eine Politikerin gewandt hat. Die Mehrheit bemüht sich, den Lebensstil zu ändern, um das Klima zu schützen. Zum Beispiel durch Konsumverzicht (70,5 %), Ernährungsänderung (68 %), Energiesparen (61 %) und Verzicht auf Flugreisen (39,5 %).
Wer oder was motiviert junge Deutsche, sich den Klima-Demonstrationen anzuschließen? Zu je einem Drittel geben Freunde und soziale Medien den Impuls. Rund 70 Prozent sagen, dass Greta Thunberg ihr Interesse am Thema Klimawandel verstärkt habe.
Klimaschützer oder Schulschwänzer?
Sind die „Fridays for Future“-Demos ein willkommener Anlass, der Schule fern zu bleiben? Dieses Vorurteil entkräftet eine Umfrage der Universität Konstanz. Demnach waren über 95 Prozent der Befragten der Meinung, ihr Engagement könne etwas verändern – aber nur jeder Zehnte fand, es sei außerdem eine gute Gelegenheit zum Schwänzen.
Wie wichtig ist Deutschen der Klimaschutz?
Bei einer „Eupinions“-Umfrage der Bertelsmann Stiftung bewerteten neun von zehn Deutsche den Klimaschutz als dringliche Aufgabe, die vor Ort angegangen werden müsse.
Auch beim Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen vom April 2019 zählen die Befragten den Klima- und Umweltschutz zu den wichtigsten Themen in Deutschland. 37 Prozent erwarten, dass die „Fridays for Future“-Demonstrationen ein Handeln der Politik mehr für mehr Klimaschutz bewirken – aber die Mehrheit von 61 Prozent bezweifelt das.
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