Jetzt nach Afrika
Wie deutsche Startups und Mittelständler mit nachhaltigen Projekten in Afrika erfolgreich sind.
Während deutsche Konzerne Leuchtturm-Projekte vorantreiben, entdecken nun auch Startups und Mittelständler den Kontinent für sich. Ein Vorreiter ist Mobisol. Das Berliner Startup hatte 2010 die Idee, die günstiger werdende Solartechnik mit der in Afrika weit verbreiteten Mobilfunktechnik zu verbinden. Es entwarf Photovoltaik-Insellösungen für Haushalte, die über „Micro Payments“ mobil abbezahlt werden konnten. Inzwischen beziehen über eine halbe Million Menschen in Ostafrika ihren Strom aus solchen Anlagen. Damit können jährlich 50.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Ziel ist es bis 2023 weitere 20 Millionen Menschen mit Strom zu versorgen.
Solarstromversorgung im Senegal
Der Erfolg hat sich offenbar herumgesprochen. 2018 unterschrieb der Nürnberger Mittelständler Gauff Engineering im Rahmen der Westafrikareise von Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Vertrag, um für 300 Dörfer im Senegal eine dezentrale Solar-Stromversorgung zu planen und realisieren. In jedem der 300 Dörfer sollen eine Photovoltaikanlage inklusive Batteriespeicher, LED-Straßenlaternen, Niederspannungsleitungen zur Verteilung des Stroms sowie Hausanschlüsse installiert werden. Die Mehrzahl der Komponenten und Geräte wird aus Deutschland geliefert. Im Senegal sollen lokale Fachkräfte geschult werden, die den laufenden Betrieb und die Instandhaltung der Anlagen sicherstellen können.
Wellenkraftwerk auf Kap Verde
Das 2015 in Bayern gegründete Startup Sinn Power setzt auf Meereswellen als Stromlieferant. 2018 unterzeichnete Gründer Philipp Sinn den ersten Vertrag für ein kommerzielles Projekt auf den Kapverdischen Inseln. Die Idee ist denkbar einfach: Die Auf-und-Ab-Bewegungen der Wellen heben Schwimmkörper. Diese setzen Hubstangen in Bewegung, die Generatoren antreiben und so Strom erzeugen. Derzeit werden die Wellengegebenheiten und der Bedarf erfasst. Wenn das Wellenkraftwerk schließlich installiert ist, kann es umweltschädliche Dieselaggregate ersetzen. Der Inselstaat Kap Verde will bis 2025 den Strom des Landes zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien generieren. Wenn nur zehn Prozent des Energiebedarfs durch Wellen bereitgestellt würden, könnte der CO2-Ausstoß um jährlich 37.000 Tonnen reduziert werden.
Bambusfahrräder aus Ghana
Das Kieler Startup „my Boo“ wiederum kooperiert seit Jahren erfolgreich mit einem Projekt in Ghana, um Bambus-Fahrräder zu fertigen. Die ungewöhnliche Geschichte begann 2012, als Jonas Stolzke, einer der Gründer, ein Foto von einem Bambusfahrrad in Ghana sah. Er und sein Freund Maximilian Schay nahmen Kontakt zum Hersteller auf, flogen nach Ghana, stellten einen Prototypen für den europäischen Markt her, vereinbarten eine Kooperation und gründeten eine Firma. Inzwischen umfasst die Produktrange mehr als ein Dutzend Modelle inklusive des weltweit ersten E-Bikes aus Bambus und die in Ghana handgefertigten Kult-Fahrräder werden online und in Pop Up-Stores verkauft. Aus dem Startup ist ein Unternehmen mit 15 Mitarbeitern in Kiel geworden, das mehr als 60 sichere und fair bezahlte Arbeitsplätze in Ghana geschaffen hat, Schulstipendien vergibt und gerade eine eigene Schule in Zentral-Ghana baut.
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