Grenzenlose Produktion
Unter Donald Trump verändern sich die Wirtschafsbeziehungen zwischen Mexiko und den USA. Viele der deutschen Firmen in Mexiko lassen sich davon nicht beirren.
Wenn Donald Trump twittert, zittern die mexikanischen Währungshändler. Jede Nachricht über Mexiko, die der US-Präsident in den sozialen Medien absetzt, kann den Peso-Kurs auf Talfahrt schicken: Neun Prozent verlor die mexikanische Währung seit der US-Wahl schon an Wert, auch wegen Botschaften wie „Mexiko hat die USA lange genug ausgenutzt“ oder Drohungen, Importe aus dem Land stark zu besteuern. Sollte Trump seine Ankündigung wahrmachen und tatsächlich eine Mauer an der Grenze bauen, träfe das die mexikanische Wirtschaft hart. Im Wahlkampf drohte Trump auch, das nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA auszusetzen. Nun will er es neu verhandeln. Ein Ende von NAFTA wäre für viele deutsche Unternehmen in Mexiko ein Rückschlag, denn dadurch würden die Exporte in die USA deutlich erschwert.
Dennoch lassen sich die meisten der rund 2.000 deutschen Firmen in Mexiko nicht beirren: Laut einer Studie der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer Camexa haben rund zwei Drittel von ihnen im Jahr 2017 schon konkrete Investitionspläne – wenn auch vielleicht kleinere als ursprünglich gedacht. „Die deutschen Unternehmen warten jetzt darauf, dass die Politik Fakten schafft, sagt Björn Lisker, Sprecher der Handelskammer. Viele der Unternehmen seien ohnehin auf den mexikanischen Markt ausgerichtet und nicht auf den Handel mit den USA angewiesen.
Neue Werke geplant
Doch gerade die deutschen Autohersteller und -zulieferer in Mexiko fürchten ein Ende des Freihandels. Denn zwischen den USA und Mexiko hat sich vor allem in der Automobilindustrie ein einzigartiger Produktionsverbund herausgebildet: Viele Bauteile überqueren bis zu ihrer Fertigstellung mehrmals die Grenze und werden sowohl in mexikanischen als auch in US-amerikanischen Fabriken verarbeitet. Sollte Trump den freien Warenübergang nun beschränken, würde das zu Arbeitsplatzverlusten und Produktionsengpässen führen – auf beiden Seiten der Grenze.
Betroffen wären dann auch die deutschen Hersteller. Trotzdem bekennen sie sich zum Standort Mexiko: Seit Mitte 2016 zieht BMW sein erstes großes mexikanischen Werk in San Luis Potosí hoch, in dem bald 150.000 Autos jährlich produziert werden sollen. Audi eröffnete 2016 eine Fabrik in San José Chiapa nahe Puebla. Und Daimler baut zusammen mit seinem französisch-japanischen Partner Renault/Nissan ein Werk in Aguascalientes, in dem ab November 2017 verschiedene Modelle vom Band laufen sollen.
Gelassen nach vorne blicken
Und auch Zulieferer zieht es nach Mexiko. So zum Beispiel die Firma Hirschvogel aus Denklingen in Oberbayern, die gerade eine neue Fabrik in San Juan del Río aufbaut. „Für uns als Spezialisten gibt es hier einen großen Standortvorteil, weil unser Geschäftszweig in Mexiko nur sehr schwach ausgeprägt ist“, sagt Stephan Lutzenberger, Geschäftsführer des neuen Werkes. „Ich gehe zwar davon aus, dass das Wirtschaftswachstum durch Trump gedämpft wird, aber für uns als verarbeitenden Betrieb ist trotzdem genug Geschäftspotenzial vorhanden.“ Seit März 2017 fertigt Hirschvogel in Mexiko mit rund 30 Mitarbeitern Getriebewellen für Verteilergetriebe.
Die Drohungen des US-Präsidenten sieht Lutzenberger eher gelassen. Für die kommenden vier oder fünf Jahre sei das Hirschvogel-Werk schon ausreichend mit Aufträgen versorgt. „Was danach ist, müssen wir beobachten, doch das ist einfach noch zu weit weg.“
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