Zum Hauptinhalt springen

»Sichere Jobs im globalen Handel«

Angela Titzrath ist die neue Chefin der Hamburger Hafen und Logistik AG: ein Spitzenjob in der Stadt mit langer Handelstradition.

Kilian Trotier, 08.06.2017

Angela Titzrath, Chefin im Hamburger Hafen

Ganz links in der ersten Reihe sitzt eine Frau. Neben ihr fünf Männer: Männer im Sakko, dunkelblau, Männer mit Schlips, blassrosa, blau-weiß-gestreift, blau-weiß-gepunktet. Männer aus dem Vorstand, seit Jahren sitzen sie dort in der ersten Reihe, manche seit Jahrzehnten. Was es noch nie gab: eine Frau in ihren Reihen. Angela Titzrath ist die neue Chefin der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und damit des größten Arbeitgebers im Hafen. Der Saal ist voll an diesem Donnerstagvormittag Ende März 2017. Es ist ihr erster großer Auftritt in Hamburg. Bilanzkonferenz in der Konzernzentrale. Sie will erzählen von einer Vergangenheit, mit der sie nichts zu tun hat, und erzählen von einer Zukunft, die sie gestaltet.

Titzrath steht auf, geht ans Mikrofon, sagt: „Erlauben Sie mir zunächst ein paar persönliche Worte vorweg. Ich bin im letzten Jahr nach Hamburg gezogen und ich bin Neubürgerin dieser tollen Stadt. Und diese Aufgabe hier bei der Hamburger Hafen und Logistik AG macht mir richtig Spaß, uneingeschränkt und das jeden Tag mehr.“ Dann redet sie von der Krise der Schifffahrt, von Containern, die zukünftig nicht mehr in noch größeren Mengen in Hamburg umgeschlagen werden. Sie warnt vor negativen Entwicklungen der Weltwirtschaft und fordert, dass die HHLA ihren Job erledigen müsse: für sichere Arbeitsplätze sorgen.

Das ist privat, das ist direkt, das ist fordernd. Titzrath, ehemalige Topmanagerin bei Daimler, ehemaliges Vorstandsmitglied beim weltweit führenden Logistikanbieter DHL, setzt einen neuen Ton. Durch das, was sie sagt. Durch das, was sie ist. Als Frau aus einer anderen Branche ist ihr Antritt ein bemerkenswertes Zeichen in einer Stadt, in der gerade viel in Bewegung ist.

In der Stadtpolitik versucht die Koalition aus Sozialdemokraten und Grünen, für die großen Themen Flüchtlingsunterbringung, Straßenverkehr und Wohnungsbau im Dialog mit Bürgerinitiativen Lösungen zu finden. In der Wirtschaft gibt es mehr und mehr Führungskräfte, die von außen kommen, Neues mitbringen, Neues einbringen. In der Kultur gibt es die alles überstrahlende, im Frühjahr eröffnete Elbphilharmonie, für die Konzerttickets auf dem Schwarzmarkt mehrere tausend Euro kosten, weil alle reinwollen, wirklich alle.

Hamburg wächst: Jedes Jahr werden rund 10 000 Wohnungen gebaut, das ist das Ziel von Olaf Scholz, dem Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt. Denn Hamburg zieht an: 2015 gab es rund zwölf Millionen Übernachtungen, 2005 waren es noch sechs Millionen. Hamburg will Weltstadt werden, will bekannt werden, über Deutschlands Grenzen hinaus. Da kommt die Ausrichtung eines Weltereignisses zur richtigen Zeit. Der G20-Gipfel ist eine Bewährungsprobe für eine Metropole, die von sich überzeugt ist. Die zeigen will, dass sie mit ihrer Geschichte und ihrer Ausrichtung zu dem passt, was sie erwartet. Denn ein Treffen der wichtigsten Regierungschefs der Welt soll abseits der ­realpolitischen Diskussionen vor allem drei Dinge symbolisieren: Vernetzung, Gemeinschaft und Weltoffenheit.

Das sind Werte, die in Hamburg schon fast Klischee sind, so häufig werden sie in Reden betont. Und so häufig werden sie im Alltag gelebt – von Angela Titzrath und vielen weiteren Gestaltern dieser „Global City“.