Klug vernetzt und abgesichert
Das Forschungsinstitut GT-ARC entwickelt intelligente Kommunikationssysteme für Industrie und Metropolen.
Wie gehen Firmen mit Cyberattacken um? Wie lassen sich mit Hilfe von Kommunikationstechnologien Lösungen für den Transport von Waren entwickeln? Wie können Großstädte ihre Mobilitätssysteme effizienter gestalten? Solche Zukunftsfragen stehen im Mittelpunkt des neuen German-Turkish Advanced ICT Research Centre (GT-ARC). Das deutsch-türkische Forschungsinstitut sieht sich als Brücke zwischen der Türkei und Deutschland im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien – nicht nur virtuell, sondern ganz konkret. Und weil Forschung und Entwicklung auch eine Frage des Standorts sind, befindet es sich gleich in zwei kreativen und forschungsintensiven Städten: in Berlin und Istanbul.
Im Hochhaus der Technischen Universität (TU) am Berliner Ernst-Reuter-Platz arbeiten 12 Wissenschaftler und Ingenieure des GT-ARC. Am neuen Standort in Istanbul – ganz in der Nähe des Atatürk-Flughafens –werden bis zu 30 Mitarbeiter tätig sein. Ziel ist es, intelligente, smarte Informations- und Kommunikationssysteme zu entwickeln und zu erproben: für Bildung und Gesundheit wie für Logistik, Transport, E-Government, Telekommunikation und Sicherheit. Und das auf zwei Ebenen: Das GT-ARC betreibt als An-Institut der TU Grundlagenforschung und entwickelt Anwendungsprojekte.
Şahin Albayrak, Initiator und Leiter des Instituts, will die Stärken beider Standorte verbinden. Viel Zeit hat der TU-Professor in den vergangenen Monaten auf Reisen verbracht, sich mit potenziellen Partnern und Wissenschaftlern getroffen, um dem neuen Institut den letzten Schliff zu geben. So sind gemeinsame Projekte entstanden, an denen sich die Teams in Berlin und Istanbul beteiligen. „In Berlin wird die Basis für die Projekte gelegt, in Istanbul werden die Anwendungsziele in Forschungsvorhaben umgesetzt und in realer Umgebung getestet“, sagt Albayrak. Dabei suchen die Forscher nach breiten Einsatzmöglichkeiten. Ein Beispiel: Die intelligenten Transportlösungen, die innerhalb des Projekts „Intermodale Mobilitätsassistenz für Großstädte“ entwickelt werden, können auch in Lastwagen eingebaut werden, um logistische Einsätze effizienter zu gestalten. Güter lassen sich durch die bessere Vernetzung optimal verteilen.
Wenn Şahin Albayrak die Projekte des GT-ARC umreißt, wird deutlich, dass Unternehmen in beiden Ländern, aber auch die beiden Metropolen Istanbul und Berlin vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Transport und Sicherheitssysteme sind deshalb zwei Kernthemen des GT-ARC. Im Projekt „Security Information and Event Management Solution“ soll in Istanbul eine schnellere Reaktion auf Cyberattacken entwickelt werden und zwar so, dass sie vorausschauend verhindert werden. Im Projekt „Connected Vehicles for Smart Cities“ suchen die deutschen und türkischen Forscher nach einer tragfähigen Lösung für kostengünstigeren Verkehr und Transport.
Um universitäre Forschung und industrielle Verwertung zu verbinden, haben Şahin Albayrak und seine Mitstreiter viele Partner aus Regierung, Verwaltung und Industrie gewinnen können. Unterstützt wird das Institut vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Türkischen Ministerium für Verkehr, Schifffahrtswesen und Kommunikation. Partner aus der Wirtschaft sind in Berlin unter anderem die Deutsche Telekom, SAP, die Deutsche Messe, E-Plus, Scheer Group, Rohde & Schwarz und EnBW, in Istanbul zum Beispiel Türk Telekom, Turkcell, AVEA und Türksat Partner.
Wichtig ist dem Informatikprofessor Albayrak, ein lebendiges Netzwerk zu schaffen, um den langfristigen Austausch von Wissenschaftlern und Studierenden, aber auch den Kontakt zur Industrie zu fördern. Gemeinsame Workshops und Messebeteiligungen gehören dazu. Ein Anfang wurde mit der Präsentation des GT-ARC auf der CeBIT Eurasia im Oktober 2013 in Istanbul gemacht. ▪
Kerstin Schneider