Deutsch-afrikanische Startups
Sie sind jung, kreativ und erfolgreich: In vielen Bereichen sind deutsch-afrikanische Startups aktiv. Vier Kooperationen mit Zukunft.
Africa Green Tech
Energie für Afrika – so lautet die Devise von Africa Green Tech. Das Unternehmen sorgt mit mobilen Solarcontainern flächendeckend für Strom. In Mali hat das Startup aus dem Bundesland Hessen bisher fünf vollständig in Deutschland gefertigte Container aufgestellt. Bestückt sind sie mit Solarmodulen, Wechselrichtern und Speichern. In einigen Fällen ist eine Wasserreinigungsanlage dabei. Für die Dorfbewohner in dem westafrikanischen Land ist die Stromerzeugung nicht nur sauberer als bisher aus Dieselgeneratoren, sondern auch deutlich günstiger. Das sozial ausgerichtete Unternehmen finanziert sich über Crowdfunding im Internet. Ziel ist, das Kapital verzinst den Geldgebern zu einem späteren Zeitpunkt zurückzubezahlen. 2017 sollen 50 weitere Solarcontainer in Mali folgen. Die Gespräche mit den Regierungen andere afrikanischer Länder laufen.
Mobisol
Afrikas Sonne hat es auch dem Berliner Startup Mobisol angetan. Das Unternehmen verkauft Photovoltaik-Anlagen für den Hausgebrauch in Tansania, Ruanda und Kenia. Bisher haben die Firmengründer mehr als 60.000 Solarsysteme auf Dächern in Tansania, Ruanda und Kenia installiert. Das Besondere: Die Kunden bezahlen die Anlagen über drei Jahre hinweg per Handy ab. Auf diese Weise kann Mobisol selbst Menschen ohne Bankkonto in entlegenen Dörfern bedienen. Die Leistung der Anlagen reicht, um Lampen, Handys, Kühlschränke und Fernseher zu betreiben. Ausgebildete und zertifizierte Techniker sind für die Installation zuständig, lokale Lehrer lernen den Betrieb der Anlage. Zu den Kapitalgebern gehören die Deutsche Entwicklungsgesellschaft (DEG), die niederländische Entwicklungsbank FMO, die Internationale Finance Corporation (IFC) der Weltbank-Gruppe sowie die Privat-Equity-Gesellschaft des südafrikanischen Vermögensverwalters Investec Assec Management.
Volkswagen, Daimler und BMW
In Afrika dominieren importierte Gebrauchtwagen aus aller Welt den Markt. Volkswagen will in Ruanda einen neuen Weg gehen: Mithilfe moderner Mobilitätskonzepte sollen Kunden zur Nutzung von Volkswagen-Fahrzeugen gewonnen werden. Per Handy-App können sie entweder ein Auto kurz leihen (Car-Sharing) oder einen Fahrdienst buchen (Ride Hailing). Die Fahrzeuge will Volkswagen in Ruanda aus Bausätzen aus dem Werk in Südafrika zusammenbauen lassen. Auch in Kenia hat Volkswagen eine Produktionsstätte eröffnet. Um die Investitionskosten gering zu halten und im Preiswettbewerb mithalten zu können, arbeiten das Unternehmen mit einheimischen Partnern zusammen. Auch andere deutsche Autobauer sehen Wachstumschancen. BMW kündigte Partnerschaften mit panafrikanischen Banken an, um Kunden die Autofinanzierung zu erleichtern. Daimler will mit Lastwagen und Bussen gleich 50 neue Märkte erobern. Geplant sind zwei neue Vertriebszentren in Nairobi und Pretoria.
FruitBox Africa
Bei Äthiopien denken wenige in Europa als erstes an üppige Obst- und Gemüseplantagen. Eine private Investorengruppe aus Frankfurt am Main um den Wirtschaftsanwalt Lutz Hartmann aber hat genau das geschaffen. Die Holding FruitBox Africa GmbH hält 100 Prozent an einer Farm in der Region Wolayta im Süden des Landes, pachtet 300 Hektar von der äthiopischen Regierung. Derzeit wachsen dort Tomaten, Chili und Zwiebeln, nun sollen noch Papayabäume und Kohlköpfe hinzukommen. Auf lange Sicht könnte auch der Anbau von Blumenkohl, Mango, Zucchini, Auberginen, Okra und Paprika möglich sein. Hartmann ist überzeugt, dass in Afrikas Landwirtschaft großes Potenzial steckt. Finanzmittel und Know-how würden dringend benötigt. Mit Hilfe moderner Anbaumethoden und Investitionen in gutes Saatgut und Gerät könne die Produktivität landwirtschaftlicher Betriebe deutlich gesteigert werden. Im Dezember 2015 hat das Unternehmen mit dem Bau einer Bewässerungsanlage begonnen, einschließlich Pumphaus, Wasserreservoir und einer ein Kilometer langen Leitung. Seit Oktober 2016 wird fleißig geerntet und auf dem lokalen Markt verkauft. Längerfristig soll ein Teil der Ernte exportiert werden, die Frankfurter Gesellschafter denken außerdem über Möglichkeiten einer Weiterverarbeitung nach, um die Wertschöpfungskette zu verlängern. Derzeit beschäftigt die bisher ausschließlich privat finanzierte FruitBox Africa GmbH mehr als 100 Mitarbeiter. Bis auf die beiden Geschäftsführer stammen alle aus Äthiopien. Wenn die Farm das letzte Ausbaustadium erreicht hat, könnten in einem der ärmsten Länder des Kontinents direkt und indirekt bis zu 1000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
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