Die Lösung des Plastikproblems
Deutschland setzt auf sprunghafte Innovationen. Wir stellen vier Ideen vor, die vor der Umsetzung stehen. Teil 2: Mikroflotation.
Wir leben in einer Welt voller Plastik. Acht Milliarden Tonnen wurden Schätzungen zufolge seit 1950 hergestellt. Davon wurden nur 30 Prozent recycelt, die restlichen 70 Prozent sind größtenteils in die Meere gelangt. Sonnenlicht und Wellenbewegung lassen das Plastik immer kleiner werden, bis die Stücke nur noch 0,1 bis 5 Millimeter groß sind. Dieses Mikroplastik gelangt in die Nahrungskette und damit auch in den menschlichen Organismus. Das Gewicht einer Kreditkarte nehmen wir durchschnittlich in der Woche auf.
Der Ingenieur Roland Damann will das ändern: mit Mikroflotation. Bei dieser Technik werden mikroskopisch kleine Luftbläschen, im Durchmesser nur ein Drittel eines menschlichen Haars, in hoher Konzentration ins Wasser eingebracht. An ihnen lagern sich fast alle im Wasser befindlichen Feststoffpartikel an und steigen mit an die Oberfläche. Dort kann der Schmutzfilm einfach entfernt werden. Eingesetzt wird die Technologie bereits in Kläranlagen zur Vorreinigung des Wassers. Laut Damann lasse sich die Leistungsfähigkeit der Anlagen mit nur minimal mehr Fläche um bis zu 50 Prozent steigern.
Im Labor bereits zu 99,7 Prozent erfolgreich
Genauso effizient funktioniert das Verfahren, um Mikroplastikpartikel aus dem Wasser zu holen. Aus dem Fluss Weser konnten Damann und sein Team im Labor 99,7 Prozent der Plastikteilchen herausfischen. Damit das System auch in freien Gewässern funktioniert, tüfteln Damann und sein Team am Prototypen eines frei schwimmenden Geräts. Dies könne man sich vorstellen wie einen gigantischen, umgedreht im Wasser schwimmenden Obstkorb, erzählt der Ingenieur. Oben sei ein Schwimmring angebracht, unten produzierten Ventile die Wolke aus Mikrobläschen, die das Plastik wie ein Magnet anziehen, festhalten und nach oben transportierten.
„Mikroflotation ist in der Free-Flow-Variante die einzige technische und wirtschaftliche Lösung, um Mikroplastik in der Größe zwischen 0,1 und 5 Millimetern ohne Chemie mit ganz geringem Energieaufwand recyclingfähig aus dem Wasser zu holen“, so Damann im Podcast der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND), die sein Projekt fördert. Die nächsten Schritte: Eine Anlage für den Oberflächenwasserbereich stehender Gewässer, etwa Regenrückhaltebecken oder Talsperren. Dann wolle man sich hinausbewegen in fließende Gewässer.
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