Menschen dem Vergessen entreißen
Die Arolsen Archives sind das größte Archiv zu den Opfern des Nationalsozialismus: Freiwillige können von zuhause mitarbeiten.
Max Windmüller, geboren am 7. Februar 1920 im norddeutschen Emden. Letzter Wohnort: Paris, Avenue de Versailles 155. Es sind dürre Karteikarten-Informationen, hinter denen sich ein Menschenleben verbirgt. Man kann auch von einem Heldenleben sprechen. Im Juli 1944 stürmte die Gestapo ein Treffen des jüdischen Widerstands in Frankreich, verhaftete und folterte Windmüller und seine Mitkämpfer und deportierte sie in das Sammellager Drancy. Im letzten Transport aus Drancy vor der Befreiung verschleppten die Nationalsozialisten Windmüller in das KZ Buchenwald. Später leistete er im Außenlager Bochum Zwangsarbeit für die Eisen- und Hüttenwerke A.G. Dann transportierten die Nazis ihn bei der Räumung des KZ Buchenwald nach Flossenbürg. Auf einem Todesmarsch in das KZ Dachau erschoss ein SS-Mann Windmüller. Max Windmüller und seine Widerstandsgruppe hatten bis zu ihrer Verhaftung 393 jüdischen Kindern und Jugendlichen das Leben gerettet.
Ein digitales Denkmal
Namen nachgehen, Lebenswege offenlegen: Das ist das Ziel der Initiative #everynamecounts der Arolsen Archives. Im Archiv des internationalen Zentrums über NS-Verfolgung befinden sich rund 30 Millionen Dokumente sowie Hinweise auf 17,5 Millionen Menschen. Menschen wie Max Windmüller. Mit #everynamecounts sollen bereits gescannte historische Dokumente digital erfasst und zum weltweit umfassendsten Online-Archiv über die von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Menschen werden. Wie man mitmachen kann, erklären eine digitale Einführung und ein Video.
Knapp 18.000 Freiwillige haben sich bereits registriert, allein 2021 wurden schon rund 420.000 Dokumente vollständig erfasst. So bald wie möglich sollen alle Namen online stehen.
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