Erfolgsmodell duale Ausbildung
Die duale Berufsausbildung hat sich gegen Jugendarbeitslosigkeit und Fachkräftemangel bewährt. Inzwischen möchten viele Länder das Modell in Zusammenarbeit mit Deutschland übernehmen.
Berufsbildung made in Germany ist ein Exportschlager. Deutschland arbeitet bereits mit mehr als 100 Ländern zusammen, die sich für das deutsche Konzept interessieren. Auf einer Bilanzkonferenz von Bundesbildungsministerium, Auswärtigem Amt, Bundeswirtschaftsministerium und Bundesentwicklungsministerium in Berlin tauschten sich Politiker, Bildungs- und Wirtschaftsmanager und Vertreter von Organisationen darüber aus, wie die Kooperation weiter vertieft werden kann.
Deutschland ist seit Jahrzehnten erfolgreich mit dem Dualen System der Berufsbildung. Auszubildende erwerben praktische Fertigkeiten im Unternehmen und parallel dazu theoretisches Wissen an einer Berufsschule. Sowohl gegen Jugendarbeitslosigkeit als auch gegen Fachkräftemangel hat sich die Ausbildung bewährt und wird daher auch international als Erfolgsmodell gesehen. 2013 legte die Bundesregierung ein Positionspapier vor: Deutschland will seine Expertise zum Dualen System interessierten Partnerländern zur Verfügung stellen. Diese können sich von Bildungsexperten beraten lassen, wenn sie in ihren eigenen Ländern ein System der Berufsbildung einführen, das an das deutsche angelehnt ist.
Die internationale Berufsbildungszusammenarbeit zeigt viele positive Effekte. Junge Menschen bekommen eine Perspektive in ihrer Heimat und der soziale Frieden in den Ländern wird gestärkt, weil durch gut ausgebildete Fachkräfte Wettbewerbsvorteile entstehen. „Die deutsche Wirtschaft ist stark exportorientiert mit Schwerpunkten im Maschinenbau und in der Hochtechnologie“, sagte Professor Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen Amt. „Wenn deutsche Unternehmen ihre Produkte im Ausland verkaufen, brauchen sie vor Ort Fachkräfte, die die Maschinen bedienen können.“ Dazu würde eine geregelte Berufsbildung beitragen. Böhmer verwies darauf, dass Bildung ein Kernelement der nachhaltigen Entwicklung sei. Deutschlands Engagement auf diesem Gebiet entspreche den Zielen der Nachhaltigkeitsagenda 2030 der Vereinten Nationen.
Mehr Praxisbezug in der Slowakei
Viele Länder kennen keine systematische Berufsbildung. Wenn Unternehmen Mitarbeiter einstellen, lernen sie diese kurz an. In einigen Ländern gibt es zwar eine Berufsausbildung, doch oft sie zu theoretisch; der Praxisbezug fehlt weitgehend. „Weil über viele Jahre hinweg zu wenig Geld investiert wurde, hat das alte System ein schlechtes Image“, sagte Dr. Guido Glania, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsch-Slowakischen Industrie- und Handelskammer. Diese wirkt als Partner für Akteure in der Slowakei, die ein neues praxisnahes System der Berufsbildung einführen.
Qualifizierte Facharbeiter für Mexiko
Auch auf der anderen Seite des Atlantiks ist die deutsche duale Ausbildung gefragt: Allein die Automobilindustrie in Mexiko benötigt 400.000 zusätzliche Fachleute. Hinzu kommen viele andere Unternehmen. Der deutsche Botschafter Viktor Elbling bezeichnete Mexiko daher als „Industrieland ohne Facharbeiter“. Mit finanzieller und fachlicher Unterstützung aus Deutschland wurde ein Runder Tisch mit Fachleuten aus Wirtschaft und Bildung eingerichtet. Sie arbeiten daran, das Duale System der Berufsbildung auch in Mexiko einzuführen. „Vor allem die kleinen Unternehmen haben sich anfangs schwer damit getan“, erklärte Viktor Elbling. Viele hegten Befürchtungen, dass Auszubildende hohe Kosten verursachen und später zu Konkurrenzbetrieben wechseln könnten. Der Diplomat verwies auch auf gute Ergebnisse: „Durch die Ausbildung entwickeln die jungen Leute mehr Selbstbewusstsein. Sie haben selbst den Eindruck, dass sie mehr gelernt und erreicht haben als Gleichaltrige.“ Ein Drittel der Auszubildenden seien Frauen.
Technische Ausbildung in Südafrika
In Südafrika sichern 600 deutsche Unternehmen etwa 100.000 Arbeitsplätze. Auch dort fehlt es an solide ausgebildeten Fachkräften. „Obwohl fast alle Kinder eines Jahrgangs eingeschult werden, berichten Unternehmer, dass das Bildungsniveau der Schulabgänger von Jahr zu Jahr abnimmt“, sagte Alois Schneider, Referatsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Das liege unter anderem daran, dass Lehrer für den Schuldienst in entlegenen Gebieten zwar bezahlt werden, aber nicht dorthin reisen, um zu unterrichten. Projekte zur Berufsbildung sollen nun Abhilfe schaffen. Mit deutscher Unterstützung werden vor allem junge Menschen in technischen Berufen ausgebildet. Viele von ihnen sind auf Erneuerbare Energien spezialisiert.
In der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit legt Deutschland einen Schwerpunkt auf Afrika. Ein Marshallplan soll zur friedlichen Entwicklung des Kontinents beitragen, dessen Bevölkerung sich bis 2050 verdoppelt haben wird. „Viele junge Menschen sind ohne Perspektive“, sagte Alois Schneider. Jährlich würden rund 20 Millionen neue Jobs benötigt. Einen ersten Schritt in die richtige Richtung stellen Berufsbildungsprojekte mit deutscher Beteiligung dar. Im ehemaligen Bürgerkriegsland Ruanda erlernen junge Menschen Berufe wie Koch oder Landwirt. Das sichert Zukunft. „Viele Menschen, die eine duale Ausbildung durchlaufen haben, machen sich anschließend selbständig und schaffen selbst neue Arbeitsplätze“, ist Staatsministerin Maria Böhmer überzeugt.
GOVET informiert weltweit
Mit GOVET – kurz für German Office for International Cooperation in Vocational Education and Training – hat die Bundesregierung seit 2013 eine zentrale Anlaufstelle für das Thema internationale Zusammenarbeit in der Berufsbildung geschaffen. GOVET bietet Informationen Interessenten aus dem Ausland Informationen zur dualen beruflichen Bildung, eine Projektdatenbank zu deutschen Berufsbildungsprojekten weltweit und Beratungs- und Vermittlungsdienstleistungen an.
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