Umwelt: Das Glück im Watt finden
„Jetzt weiß ich, was ich studieren will“: Junge Menschen erzählen, wie ein Freiwilliges Ökologisches Jahr ihr Leben verändert hat.
Als Erasmus-Studentin aus Frankreich hatte ich meinen Bachelor in Kommunikationswissenschaften an der Universität Passau fast fertig und wollte zurück nach Paris. Da sah ich zufällig eine Anzeige für das DFÖJ (Deutsch-Französisches Ökologisches Jahr) beim Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Ich hatte Lust, länger in Deutschland zu bleiben und mich mit Umweltschutz zu beschäftigen. In der BUND-Landesgeschäftsstelle Rheinland-Pfalz habe ich viel über die Agrarindustrie, die Energiewende und den Schutz von Wildbienen erfahren. Und ich habe fließend Deutsch gelernt.
Weil nicht wusste, was ich nach dem Abitur machen wollte, entschied ich mich für ein FÖJ bei der Vogelschutzwarte Neschwitz in Sachsen. Jetzt weiß ich, dass ich Naturschutz und Landschaftsplanung studieren möchte. Es ist ein großer Vorteil, wenn man vor dem Studium schon einmal praktisch gearbeitet hat und nicht direkt nach dem Abitur mit dem Studieren beginnt.
Nach meinem Fachabitur in Medien- und Kommunikationsdesign wusste ich, dass ich in diesem Beruf nicht mein Glück finden würde und suchte nach Alternativen. Bei meinem FÖJ auf der Schutzstation Wattenmeer in St. Peter-Ording habe ich viel über die Natur im Wattenmeer erfahren und mein Interesse für Ornithologie entdeckt. Bei den Führungen habe ich gelernt, vor vielen Menschen zu reden.
Der Freiwilligendienst lohnt sich schon für die Erfahrung, über einen längeren Zeitraum 40 Stunden pro Woche zu arbeiten und die Abläufe in einem Betrieb kennenzulernen. Obwohl ich dachte, ich hätte in der Schule viel über Teamarbeit gelernt, habe ich in den Projekten bei der Ergo Umweltinstitut GmbH in Sachsen viele wertvolle Erfahrungen gesammelt – besonders in Kommunikation und Organisation.
Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein hatten in meiner Familie zu Hause in den USA keinen hohen Stellenwert. Vielen Menschen dort ist nicht bewusst, welche Auswirkungen ihr Verhalten hat. Sie trinken Wasser aus kleinen Plastikflaschen, obwohl das Leitungswasser die gleiche Qualität hat, lassen die Klimaanlage oder Heizung 365 Tage im Jahr laufen und hinterfragen nie die Herkunft des Essens auf dem Tisch. Die größte Fähigkeit, die ich von meinem FÖJ bei der Agentur für Erneuerbare Energien in Berlin mitnehme, ist das kritische Hinterfragen. Jeder hat die Möglichkeit und die Pflicht, die Welt mitzugestalten.