Blick in neue Dimensionen
Als US-amerikanisch-europäisches Gemeinschaftsprojekt nutzt das James-Webb-Teleskop im All auch deutsche Spitzentechnik.
Am zweiten Februarwochenende 2022 schickte das James-Webb-Teleskop sein erstes Foto aus dem All. Das schwarz-weiße, krisselige Selfie zeigt die 18 Spiegel des Teleskops und lässt die außergewöhnlichen Fähigkeiten des Geräts nicht erahnen. Das James-Webb-Teleskop gilt als Nachfolger des seit über 30 Jahren im All schwebenden Hubble-Teleskops, das durch seine spektakulären Aufnahmen, etwa von verschmelzenden Galaxien, für Furore gesorgt hat.
Was ist das James-Webb-Teleskop?
Das am 25. Dezember 2021 mit einer europäischen Ariane-5-Rakete ins All gestartete James-Webb-Teleskop übertrifft alle seine Vorgänger an Größe und Leistungsfähigkeit. Es wurde entwickelt, um verborgenen Teile unseres Universums sichtbar zu machen: Sterne in Staubwolken, Moleküle in der Atmosphäre anderer Welten und das Licht der ersten Sterne und Galaxien. Das Teleskop soll das astronomische Wissen grundlegend erweitern: über das Sonnensystem und darüber, wie Sterne, Planeten und Galaxien entstehen und sich entwickeln. Das internationale Gemeinschaftsprojekt wurde unter Federführung der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA entwickelt, zusammen mit ihren Partnern in Europa und Kanada, ESA und CSA.
Wie ist Deutschland am James-Webb-Teleskop beteiligt?
An Entwicklung und Betrieb des James-Webb-Teleskops sind zahlreiche Fachleute aus Deutschland beteiligt. Mehrere deutsche Firmen und Forschungsinstitutionen wie das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg und die Universität Köln leisten Beiträge zu der Mission. Das europäische Unternehmen Airbus hat in Ottobrunn und Friedrichshafen das Instrument NIRSpec gebaut. Es soll vor allem die Infrarot-Strahlung der ersten Galaxien aufspüren, die sich kurz nach dem Urknall gebildet haben. Ein internationales Gemeinschaftsprojekt ist auch das Mittel-Infrarot-Instrument MIRI, an dem etwa das Max-Planck-Institut für Astronomie federführend beteiligt ist. Das Instrument ist so empfindlich, dass es eine Kerze auf einem der Jupitermonde nachweisen könnte.
Wie geht es mit dem James-Webb-Teleskop weiter?
Möglichst deutlich länger als zehn Jahre soll das James-Webb-Teleskop Forschungsdaten sammeln. Von der Infrarot-Technik erhofft sich das Team hinter dem Teleskop wegweisende Erkenntnisse. Der Deutsche Günther Hasinger, ESA-Direktor für Wissenschaft, machte in einem Interview vor dem Start der Mission mit Blick auf die Planetenbeobachtung deutlich: „Im sichtbaren Licht können wir Planeten, die ihrem Stern nahe sind, nicht sehen, weil die relative Helligkeit zu gering ist. Mit James Webb beobachten wir aber im Infraroten, wo die Sterne nicht so stark strahlen und die Planeten recht stark. Ich erwarte deshalb, dass wir viel über einige spannende Kandidaten herausfinden, die aufgrund ihrer Nähe zum Stern warm und bewohnbar sein könnten.“