Mit statt über Israel forschen
Eine Stelle mit Symbolkraft: Yossi David aus Jerusalem ist der erste Israel-Professor an der Uni Mainz.
Es gibt ihn endlich und er ist der Erste: Dr. Yossi David ist seit Oktober 2018 Israel-Professor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Drei Jahre lang bleibt der israelische Kommunikationswissenschaftler von der Hebrew University of Jerusalem in Deutschland. Im Fokus der Forschung steht die gegenseitige Wahrnehmung beider Gesellschaften. Außerdem untersucht David die Medienberichterstattung und öffentliche Meinung in Israel und Deutschland. „Es gibt viele kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede zwischen den beiden Ländern, aber auch Parallelen. Mich interessiert beides. Oft vernachlässigen wir in der Forschung und im Leben unsere Gemeinsamkeiten“, sagt David.
Ein Geschenk der Landesregierung
Die Professur war ein Geschenk der Landesregierung von Rheinland-Pfalz. Schon 2015, Anlässlich des 50. Jahrestags der diplomatischen Beziehung zwischen Deutschland und Israel, hatte Ministerpräsidentin Malu Dreyer versprochen, die Studienstelle Israel zu einer vollwertigen Professur auszubauen. Das Ziel: Die Forschung über Israel und den Nahen Osten zu vertiefen. „Die Professur hat auch Symbolkraft“, sagt JGU-Präsident Professor Georg Krausch. „Wir stehen schon lange in enger Beziehung zu den israelischen Kollegen an unserer Partneruniversität in Haifa, aber mit einer expliziten Israel-Professur wird die Zusammenarbeit noch deutlicher.“
Beziehung zu Israel stärken
Die Einrichtung der Professur war aber kein leichtes Unterfangen. Es gab Probleme beim Bewerbungsverfahren und Unstimmigkeiten über das Konzept der Position. So verzögerte sich die Besetzung um mehrere Jahre. Nun haben sich die Beteiligten der JGU auf eine befristete Stelle geeinigt. Für jeweils drei Jahre kommt eine israelische Kommunikationswissenschaftlerin oder ein israelischer Kommunikationswissenschaftler nach Mainz. Krausch nennt die Vorteile dieses Konzepts: „Wir wollen nicht Israel erforschen, sondern mit Israelis forschen. Für ersteres würde sich eine dauerhafte Professur anbieten. Wir wollen aber die allgemeine Beziehung mit Israel stärken, dafür eignet sich das Drei-Jahres-Modell sehr gut.“ So könne die Universität Kontakt zu verschiedenen Wissenschaftlern knüpfen und ein Netzwerk aufbauen. Dadurch soll der Austausch sowohl zwischen den Studierenden als auch den Lehrenden ausgebaut werden.
David will Austausch vorantreiben
Auch David will dabei helfen – sowohl während seiner Zeit in Deutschland als auch nach seiner Heimreise in drei Jahren. „Man schickt seine Studierenden und Kollegen natürlich viel lieber ins Ausland, wenn man die Uni, das Land und die Menschen persönlich kennt. Ich bin gut vernetzt in Israel und durch meine Position bald auch in Deutschland. Davon können beide Länder profitieren“, sagt der Kommunikationswissenschaftler.
Der 36-Jährige forscht seit 2011 im Bereich politische Kommunikation und empirische Methoden in Israel. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der öffentlichen Meinung im israelisch-palästinensischen Konflikt. Seine Forschungen zeigen, dass der Nahostkonflikt innerhalb der israelischen Gesellschaft viel heterogener diskutiert wird, als dies die deutsche Öffentlichkeit wahrnimmt. In Mainz will er daran anknüpfen und die gegenseitige Wahrnehmung der beiden Gesellschaften in den Blick nehmen.
Wir haben Yossi David drei Fragen zu seiner neuen Position und zu Deutschland gestellt.
Herr David, wie gefällt es Ihnen in Mainz?
Ich lebe sehr gerne hier. Es ist eine tolle und einzigartige Erfahrung. Neben den USA und Israel ist Deutschland in der Kommunikationswissenschaft weltweit führend. Mir macht also nicht nur das Leben hier Spaß, auch das Forschen. Natürlich gibt es aber auch ein paar Dinge, an die man sich anfangs gewöhnen muss. Das ist normal.
Wieso haben Sie sich entschieden, nach Deutschland zu kommen?
Als mir die Stelle angeboten wurde, habe ich nicht lange nachgedacht. Ich hatte gerade meine Promotion abgeschlossen und war bereit für eine neue Herausforderung – sowohl akademisch als auch privat. In Deutschland kann ich eine neue Kultur kennenlernen und gleichzeitig mit hochkarätigen Kollegen zusammenarbeiten. Einige davon sind Berühmtheiten innerhalb unseres Fachs. Es ist toll, Seite an Seite mit Ihnen zu arbeiten.
Was versprechen Sie sich von Ihrer Professur?
Ich möchte vor allem persönliche Beziehungen zwischen den beiden Ländern herstellen und durch meine Forschung das gegenseitige Verständnis stärken. Ich hoffe, das gelingt mir in den nächsten drei Jahren.
Video: Yossi David über den Israel-Lehrstuhl an der Uni Mainz