Geschichte Teil 3: Der Weg in die Demokratie
Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg: Die USA unterstützen die Bundesrepublik beim Aufbau einer demokratischen Gesellschaft.
Der Zweite Weltkrieg hat die USA verändert. Mit der neu gewonnenen militärischen und ökonomischen Kraft entsteht auch der Wille, weltweit mehr Verantwortung übernehmen zu können und zu müssen. Das gilt auch für den Kriegsverlierer Deutschland: Das Land soll weniger bestraft werden, die USA wollen es eher dabei unterstützen wieder auf die Beine zu kommen, eine Demokratie zu werden. Das zeigt sich schon auf der Potsdam-Konferenz im Sommer 1945, in der sich die Siegermächte über die Zukunft des ehemaligen Aggressors Gedanken machen. Man einigt sich auf vier Beschlüsse, die vier Ds: die Demilitarisierung, Denazifizierung, Dezentralisierung und Demokratisierung. Die USA wollen einen Neustart für Deutschland.
Nürnberger Prozesse als Lehrstück der Demokratie
Aber wie soll das gehen? Kann man ein ganzes Volk zur Demokratie „umerziehen“? Die Nürnberger Prozesse, die im Winter 1945 beginnen, sind ein erster Versuch. Einen Kriegsverlierer vor Gericht zu stellen, ist vollkommen neu. Das Ziel ist, den Deutschen das Gefühl zu nehmen, man würde sie alle für den Krieg verantwortlich machen – verurteilt werden Ex-Nazigrößen. Das sendet das Signal an die Bevölkerung: Sie sind die wahren Schuldigen, nicht ihr. Gleichzeitig werden die Gräueltaten des NS-Regimes schonungslos aufgedeckt. Der ganze Prozess ist als Paradebeispiel für die Grundmechanismen einer Demokratie gedacht.
Marshallplan für den Wiederaufbau
Im März 1947 bekräftigt Präsident Harry S. Truman den neuen Kurs der USA, in Zukunft besonders in Europa Verantwortung zu übernehmen. In der nach ihm benannten Truman-Doktrin bekennen sich die USA zu ihrer Rolle als Schutzmacht freier Völker. Für die Sowjetunion ist das eine Provokation, der Kalte Krieg beginnt. Die deutsch-amerikanischen Beziehungen aber erreichen das nächste Level. Am 5. Juni 1947 legt US-Außenminister George C. Marshall mit dem groß angelegten Konjunkturprogramm European Recovery Programme (ERP), auch Marshallplan genannt, den Grundstein zu einem europäischen Wiederaufbauprogramm – und zum deutschen Wirtschaftswunder.
Die Luftbrücke als Symbol der Freundschaft
Wie eng die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland inzwischen sind, zeigt die Reaktion der USA auf die Berlin-Blockade im Sommer 1948. Nach Spannungen mit den Westalliierten und als Reaktion auf die Währungsreform in Deutschland blockiert die Sowjetunion alle Wege nach West-Berlin. Zwei Millionen Menschen sind von Nahrungsmittel- und Rohstofflieferungen abgeschnitten. Die USA entscheiden sich, die Eingeschlossenen über ein Jahr lang aus der Luft zu versorgen. „Rosinenbomber“ werfen Care-Pakete ab – die Berliner finden darin Dosen mit Corned Beef, Speck, Kaffee, Schokolade und natürlich Rosinen. Die Flieger werden zum Symbol einer tiefen transatlantischen Freundschaft, mit einem klaren Signal: Wir lassen euch nicht im Stich!
Gründung von zwei deutschen Staaten
Am 23. Mai 1949 wird die Bundesrepublik Deutschland gegründet, wenige Monate später, als Reaktion von russischer Seite, die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Der Aufbau einer Demokratie in Deutschland wird zur Herzensangelegenheit für die USA. Zum einen geht es um den Aufbau eines pluralistischen Verfassungsstaates, mit Repräsentativsystem, Gewaltenteilung und freien, unabhängigen Wahlen.
Aber gleichzeitig um viel mehr: Die USA wollen den Deutschen, denen sie sich trotz beider Weltkriege immer noch verbunden fühlen, die Gelegenheit geben, die NS-Diktatur hinter sich zu lassen. Sie sollen Nationalismus, Militarismus und autoritäres Denken überwinden und zu einer funktionierenden, demokratischen Gesellschaft finden. Und das nicht als Sieger, der einem Besiegen etwas aufzwingt, sondern als Freund, der einem anderen Freund hilft, auf einen guten Weg zu finden.
Enge Einbindung in westliche Bündnisse
Das Engagement zahlt sich aus. Mit Hilfe der USA gewinnt die Bundesrepublik an Stärke, militärisch und wirtschaftlich, und integriert sich immer weiter in das westliche Bündnissystem. Westdeutschland wird Mitglied in internationalen Organisationen wie der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion, ab 1951), der NATO (ab 1955), der Westeuropäische Union (ab 1955) und der Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (ab 1957). Es ist eine Zeit geprägt von Stabilisierung und Wiederaufbau.