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Hilfe für syrische Geflüchtete

Ahmed Bayram arbeitet für die NRC Flüchtlingshilfe im Nahen Osten. Die Lage für Geflüchtete in der Region spitzt sich immer weiter zu.

Marlene Thiele, 29.05.2024
Libanon: Jeder siebte Mensch im Land ist Flüchtling.
Libanon: Jeder siebte Mensch im Land ist Flüchtling. © dpa/ Picture Alliance

2011 brach in Syrien der Bürgerkrieg aus. Was mit Protesten gegen die Regierung von Präsident Bashar al-Assad begann, führte zu einer andauernden humanitären Krise mit Hunderttausenden Toten und Millionen Vertriebenen.

Ahmed Bayram ist Berater für Medien und Kommunikation beim NRC.
Ahmed Bayram ist Berater für Medien und Kommunikation beim NRC. © privat

Ahmed Bayram lebte 2011 in Syrien. Der Syrier mit libanesischen Wurzeln beendete gerade sein Studium an der Universität von Aleppo. „Ich hatte Glück, ich habe auf Anhieb alle Prüfungen bestanden. Sonst hätte ich vielleicht das Jahr wiederholen müssen und wegen des Krieges die Uni nicht mehr abschließen können.“ Wegen der wachsenden Spannungen suchte der damals 21-Jährige einen Job in seiner zweiten Heimat Libanon. Drei Jahre war er bei Save the Children angestellt, inzwischen arbeitet er für die Norwegische Flüchtlingshilfe NRC und lebt in der jordanischen Hauptstadt Amman. Von dort aus koordiniert die von Deutschland unterstützte NRC ihre Arbeit in der gesamten Region, darunter in den palästinensischen Gebieten, Syrien und Libanon.

2022 unterstützte die NRC über 9,8 Millionen Bedürftige in 40 Ländern. Rund 10 Prozent des NRC-Budgets stammt aus Deutschland. 2017 wurde auch ein deutscher Zweig gegründet: NRC Deutschland hat sich vor allem auf Fundraising spezialisiert. Allein durch Straßenwerbung konnte NRC Deutschland mehr als 5.000 regelmäßige Spender in Deutschland gewinnen. In einem Webshop bietet NRC Deutschland unter anderem warme Kleidung an, Öfen und andere Hilfen für Vertriebene. Spendenwillige kaufen diese Hilfen bei NRC und die Organisation gibt sie den Menschen in Not. 2022 sammelte der deutsche Ableger mehr als 53 Millionen Euro für neue Projekte. Die Mittel wurden auch verwendet, um Projekte in Myanmar, Bangladesch, Ukraine, Jemen und Syrien zu unterstützen.

Zusätzlich zur Projektförderung beteiligte sich NRC Deutschland aktiv an Koordination und Austausch mit anderen NGOs und staatlichen Institutionen, um politische Richtlinien und humanitäre Hilfe zu verbessern. Die Organisation fördert den regelmäßigen Austausch und strategischen Dialog mit dem Auswärtigen Amt, der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit (BMZ), von denen sie auch unterstützt wird.

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Arbeitseinschränkungen für Geflüchtete in Libanon

In Syrien und Libanon bietet das NRC vor allem Langzeithilfe an, unterstützt etwa Menschen beim Aufbau eines Geschäfts oder vergibt Stipendien oder Subventionen. „Wir helfen Leuten, die zum Beispiel einen Coffeeshop gegründet haben oder sich als Automechaniker oder Friseur selbstständig machen möchten.“ Zielgruppe sind sowohl bedürftige Menschen in ihren Heimatländern als auch Geflüchtete. Die meisten von ihnen kommen aus Syrien. In Jordanien leben offiziell 643.000 Syrer, die geschätzte Dunkelziffer ist fast doppelt so hoch. Nach Libanon sind etwa 1,5 Millionen Menschen aus Syrien geflohen – bei einer Bevölkerung von nur 5,5 Millionen. Der rechtliche Status von Geflüchteten in Libanon ist oft schwierig. Syrische Flüchtlinge dürfen nur in drei Sektoren angestellt werden: in der Landwirtschaft, im Bau und in der Reinigung. Laut Welthungerhilfe haben 60 Prozent der syrischen Geflüchteten im Alter von 15 bis 24 Jahren weder eine Arbeit noch eine Ausbildung. Bayram sieht darin eine immense Verschwendung von Potential.

Er erzählt von Baher, einem syrischen Flüchtling, den er in Libanon getroffen hat. Der 15-Jährige hatte im Krieg Eltern und Geschwister verloren. Er hat in einem Restaurant gejobbt, um ein Zimmer mieten zu können und den Rest des Tages gelesen und gelernt. „Er war wahrscheinlich der schlauste Junge, den ich je getroffen habe.“ Mit einem Stipendium hat Baher einen Platz an der University of Oxford ergattert und studiert nun in Großbritannien. „Ich frage mich, wie viele solcher Geschichten wir verpassen, weil wir den jungen Leuten aus Syrien einfach keine Chance geben.“

Deutschland unterstützt die NRC in Libanon mit 1,65 Millionen Euro, insbesondere um Geflüchteten bei Rechtsfragen zu helfen. So kann die NRC Zwangsräumungen verhindern, Kindern die Anmeldung an Schulen ermöglichen und bei der Beschaffung von Ausweispapieren, Geburts- und Scheidungsurkunden helfen.

Langfristige Lösungen für Flüchtlinge finden

„Wir haben ein großes Projekt, das von der Entwicklungsbank KfW unterstützt wird und sich mit friedensschaffenden Maßnahmen befasst. Dabei geht es auch um langfristige Lösungen, etwa die Schaffung von Arbeitsplätzen und Lebensgrundlagen. Das Ziel ist, den Menschen einen Weg in die Selbstständigkeit zu ermöglichen. Aber es fehlt noch an vielem“, sagt Bayram.

Um die weiterhin dramatischen Auswirkungen des syrischen Bürgerkrieges zu mildern, hat die internationale Gemeinschaft im Rahmen einer Geberkonferenz im Mai 2024 7,5 Milliarden Euro bereitgestellt. Ein Großteil des Betrages kommt aus Deutschland. Rund eine Milliarde Euro stellte das Auswärtige Amt zur Unterstützung von Menschen in Syrien und den aufnehmenden Nachbarstaaten in Aussicht. Rund zwei Milliarden Euro kamen von der EU. 560 Millionen Euro davon gehen an Jordanien, Libanon und Irak, um geflüchtete Syrer vor Ort zu unterstützen.