Pressefreiheit in Zeiten von Corona
Unabhängiger Journalismus: Wie sich die Corona-Krise auf die Pressefreiheit auswirkt – und wie Deutschland sich für sie einsetzt.
Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich die Arbeit von Journalisten und Journalistinnen weltweit verändert: Ausgangsbeschränkungen und Home-Office erschweren den Alltag, Kontakte zu Gesprächspartnern und Kollegen sind meist nur telefonisch oder per Video-Anruf möglich.
In vielen Ländern wirkt sich die Krise zudem auf die Pressefreiheit aus. Wie „Reporter ohne Grenzen“ mahnt, hielten manche Regierungen Informationen über das Ausmaß der Pandemie zurück. Sie versuchten, die Berichterstattung zu manipulieren oder verbreiteten selbst Fake News. Der Nichtregierungsorganisation zufolge würden Journalistinnen und Journalisten in ihrer Arbeit behindert, angegriffen, verhört und sogar festgenommen.
„Angesichts der dramatischen Entwicklungen weltweit müssen die Menschen in der Lage sein, sich aus vielfältigen Quellen zu informieren und das Handeln der Behörden auch kritisch zu hinterfragen“, sagt Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen. In einer kürzlich veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit 2020 lag Deutschland auf dem elften Platz. Die besten Bedingungen hat eine freie Presse der Erhebung zufolge in Norwegen, Finnland und Dänemark.
In Deutschland ist Pressefreiheit im Grundgesetz verankert und die Bundesrepublik setzt sich auch weltweit für sie ein. Deutschland gehört zur Media Freedom Coalition, die am 7. April 2020 alle Staaten dazu aufgerufen hat, den Zugang zu freien Medien weiterhin zu schützen und den freien Informationsaustausch zu unterstützen. „Wir sind besorgt über die Bemühungen einiger Staaten, diese Krise dazu zu nutzen, den freien und unabhängigen Medien unangemessene Beschränkungen aufzuerlegen“, heißt es in dem Appell. Neben Deutschland haben ihn Kanada, Lettland, die Niederlande, Großbritannien und die USA unterzeichnet.
Rekordzahlen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Seit Beginn der Corona-Pandemie haben viele deutsche Medienhäuser ihr Angebot auf das Interesse der Menschen an der Berichterstattung zur Ausbreitung der Viruskrankheit ausgerichtet. Viele haben zudem das veränderte Arbeiten der Journalistinnen und Journalisten aus dem Homeoffice oder in verkleinerten Teams transparent gemacht und dadurch an Glaubwürdigkeit gewonnen. Gerade in Krisenzeiten greifen Nutzer in Deutschland gerne auf traditionell glaubwürdige Medien wie Tageszeitungen oder den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zurück, hat die Untersuchung Cosmo der Uni Erfurt ergeben. Vor allem der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland verzeichnet seit Ausbruch der Pandemie Rekord-Zugriffszahlen.
Auch die Websites der Gesundheitsbehörden seien hoch frequentiert, ebenso relativ neue Medienformen wie der Podcast des Norddeutschen Rundfunks mit dem Virologen Christian Drosten. Am wenigsten vertrauten die Befragten auf soziale Netzwerke und Online-News-Seiten.
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