Der Zweitverwerter
Einem Hype auf der Spur: Warum Michael Riedel einer der gefragtesten Künstler seiner Generation in Deutschland ist.
Deutschland. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bezeichnete Michael Riedel als „Systemtheoretiker unter den Künstlern“, Die New York Times titelte „The Copycat“, die Saarbrücker Zeitung nannte ihn einen „Reproduktionsvirtuosen“. Was trifft es am besten? Eine Annäherung an den 1972 geborenen Konzeptkünstler aus Frankfurt.
Woher kommt der Hype um Michael Riedel?
In den Blickpunkt einer breiten Öffentlichkeit rückte Riedel erst kürzlich, als er mit einem Architekturbüro den Erweiterungsbau der Modernen Galerie in Saarbrücken entwarf. Er überzog die Fassaden und Außenanlagen mit einem 4000 Quadratmeter großen Textbild. Als „Rohmaterial“ wählte Riedel die Transkription einer Debatte des Saarländischen Landtags über das Bauvorhaben. Jetzt reflektiert das neue Museum seine eigene Entstehungsgeschichte – und Riedel hat eins der deutschlandweit größten Kunstwerke im öffentlichen Raum geschaffen.
Was ist sein Konzept?
Seit 2017 ist Riedel Professor für Malerei und Grafik an der HGB Leipzig. Schon während seines Studiums an der Kunstakademie Düsseldorf, an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts, Paris, und an der Städelschule in Frankfurt gehört es zu seinem künstlerischem Konzept, neue Arbeiten aus vorhandenem Material zu schaffen. Er filmte Filme und er bildete Ausstellungen nach. Immer griff er auf existierende Dinge zurück und schuf daraus ein zweites Werk.
Wie lautet Michael Riedels Philosophie?
Dem Art Magazin hat Riedel sein Konzept so erklärt: „Ganz klassisch wollte ich etwas machen, was keiner wertschätzt. Ich wollte Desinteresse an Originalität demonstrieren. (…) Dabei ist Reproduktion eine ureigene Technik der Kunst. Jedes Abbild ist eine Reproduktion.“