„Faktenchecks weiter verbreiten“
Der Politikwissenschaftler Josef Holnburger erklärt, wie sich Desinformation verbreitet und was gegen Fake News helfen kann.
Der Politikwissenschaftler Josef Holnburger ist zusammen mit Pia Lamberty in der Geschäftsführung des gemeinnützigen Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS), das sich mit den Themen Verschwörungsideologien, Desinformation, Antisemitismus und Rechtsextremismus befasst.
Herr Holnburger, was sind Fake News?
Wir unterscheiden wissenschaftlich zwischen Misinformation und Desinformation. Wenn zum Beispiel ein falsches Zitat versehentlich verbreitet wird, weil jemand nicht richtig zugehört hat, ist das eine Misinformation. Bei Desinformationen handelt es sich dagegen um bewusst verbreitete falsche Informationen, also etwa ein Zitat, das so gar nicht gefallen ist oder bewusst in einen falschen Zusammenhang gestellt wird. In der Öffentlichkeit wird das oft als Fake News bezeichnet.
Ist die Gefahr durch Desinformation gestiegen?
Es ist sehr viel einfacher als früher, Desinformation zu verbreiten. Und damit hat auch die Gefahr zugenommen. Erschreckend gut funktioniert die Verbreitung durch die Emotionalisierung auf sozialen Netzwerken. Gerade die großen Plattformen brauchen deshalb gute Regeln, um Desinformation einzudämmen. Das kann bedeuten, die Reichweite von Accounts einzuschränken oder sogar zu sperren. Nutzerinnen und Nutzer müssen aber auch durch Faktenchecks auf falsche Informationen hingewiesen werden.
Warum glauben Menschen offensichtlich falschen Behauptungen?
Menschen glauben an Desinformation, weil sie es glauben wollen, weil es ihren politischen Überzeugungen entspricht. Es gibt Verschwörungsideologen, die auch durch Fakten nicht mehr zu erreichen sind. Diese Menschen glauben sogar sich widersprechenden Falschinformationen: Sie halten dann das Coronavirus zugleich für eine geheim entwickelte Biowaffe und ein harmloses Grippevirus.
Was kann gegen Desinformation unternommen werden?
Wichtig ist vor allem, das Umfeld von Menschen, die anfällig für Verschwörungsideologien sind, mit Fakten auszustatten. Sie haben in der Familie oder am Arbeitsplatz noch Zugang zu ihnen. Wir müssen deshalb Faktenchecks weiter verbreiten: über Gewerkschaften, Kirchen oder Vereine. Wir müssen auch Organisationen wie „Veritas“ oder „entschwört“ unterstützen, die Menschen beraten, deren Angehörige an Verschwörungsideologien glauben.
Welche Tipps können Sie grundsätzlich geben, um nicht auf Desinformation hereinzufallen?
Man sollte wissen, dass hoch emotionalisierte Überschriften oder Zitate häufig auf Desinformation hinweisen. Gerade Bilder sind sehr schnell gefälscht. Werden etwa Politikerinnen oder Politiker mit einem sehr verzerrten Gesichtsausdruck dargestellt, sind die Aufnahmen wahrscheinlich manipuliert. Auf der anderen Seite gilt, dass Beiträge in etablierten Medien in Deutschland guten Standards unterliegen, weshalb man den Informationen in der Regeln trauen kann. In den sozialen Medien sollte man auf verifizierte Accounts achten, die anzeigen, ob das Konto wirklich zu Person gehört.
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