„Ich bewundere den Mut von Sophie“
Näher kann man den Geschwistern Scholl kaum kommen: Studierende inszenierten die Oper „Weiße Rose“. Hier erzählen sie, was sie dabei bewegt hat.
Ihre Namen stehen für Mut und Menschlichkeit: Die Geschwister Hans und Sophie Scholl gehörten der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gegen Hitlers Nazi-Diktatur an. Beide wurden 1943 vom nationalsozialistischen Regime hingerichtet. In der Oper „Weiße Rose“ von Selcuk Cara teilten sich neun Sängerinnen und Sänger der Musikhochschule Lübeck die Rollen von Hans und Sophie Scholl, zwei von ihnen sind Christin Stanowsky und Martin Trømborg. Gemeinsam mit ihren Kommilitonen inszenierten sie die letzten Stunden der Geschwister Scholl.
Christin und Martin, wie fühlt es sich an, die Geschwister Scholl zu spielen?
Christin: Der Text des Stücks besteht aus Tagebucheinträgen und Briefen an ihre Familie – authentische Texte also. Deshalb ist es sehr beklemmend, Sophie zu spielen. Ich bewundere sie dafür, dass sie sich mit ihrem Bruder gegen den Nationalsozialismus stellte. Auch nach ihrer Festnahme stand Sophie zu ihrem Handeln. Das beeindruckt mich sehr.
Martin: Ich konnte die Fassungslosigkeit von Hans in seinen letzten Momenten nachfühlen: Wie absurd es ist, dass er hingerichtet wurde. Das war sehr belastend.
Was hat euch am meisten bewegt?
Martin: Eine Frage beschäftigte mich während meiner Vorbereitung besonders: War Hans Schuld an der Hinrichtung seiner kleinen Schwester? Ich denke, dass er sich dafür verantwortlich fühlte. Das hat mich am meisten berührt.
Christin: Mich bewegen der Mut und die Kraft von Sophie. Für mich war sie sehr kämpferisch. Sie hatte auch in Gefangenschaft immer noch Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Deutschland. Sophie wusste zwar, dass sie hingerichtet wird, aber sie war überzeugt, dass die Idee der Demokratie weiterleben wird.
Wieso gibt es in der Oper mehr als einen Hans und eine Sophie?
Martin: Mit mehreren Schauspielern sieht man, dass diese Geschichte nicht nur zwei Menschen betrifft. Hans und Sophie Scholl stehen exemplarisch für alle Menschen, die Widerstand leisten und das Richtige tun.
Christin: Genau, wir sind alle Hans und Sophie Scholl, und wenn einer von uns fällt, macht der Nächste weiter. Das spiegelt die Idee der „Weißen Rose“: Der Wunsch nach Demokratie und Freiheit lebt unabhängig von einer einzelnen Person weiter.
Findet ihr die Geschichte der Geschwister Scholl heute noch aktuell?
Christin: Definitiv. In Deutschland haben wir viele Freiheiten, aber in anderen Ländern ist das nicht der Fall. Es gibt sicher viele Sophies und Hans‘ auf der Welt, von denen wir nichts wissen, die aber für Demokratie und Freiheit kämpfen. Dass wir die Scholl-Geschwister kennen, ist für uns ein großes Glück. Wir sollten uns ein Beispiel an ihnen nehmen.
Martin: Außerdem lehrt uns die Geschichte, genau hinzusehen und einzugreifen, wenn wir Unterdrückung von Minderheiten erleben.
Du möchtest regelmäßig Informationen über Deutschland bekommen?
Hier geht’s zur Anmeldung: