„Gamechanger“ Käthe Kollwitz in New York
Wie eine Käthe-Kollwitz-Ausstellung im New Yorker MoMA für Aufsehen sorgt – und damit auch an die Verbindung der Künstlerin mit den USA erinnert.
Käthe Kollwitz (1867–1945) als „Gamechanger“ – für das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) und für die Kunst der Moderne: Die besondere Wirkung der deutschen Künstlerin hat die MoMA-Kuratorin Starr Figura schon 2022 auf den Punkt gebracht. Damals hatte das Museum Kollwitz’ „Selbstbildnis en face“ erworben – für Figura ein entscheidender Schritt bei den MoMA-Plänen, die Bedeutung von Frauen in der oft noch zu männlich dominierten Kunstwelt stärker in den Fokus zu rücken. Die von dem Porträt ausgestrahlte selbstbewusste Kraft ist für Figura Sinnbild von Kollwitz’ künstlerischem Anspruch, „die Unterrepräsentierten zu repräsentieren“.
Frauen und die Arbeiterklasse, Unterdrückte und Entrechtete – in Kollwitz’ Werken stehen sie im Fokus. Die Auseinandersetzung mit Leid und Unrecht macht das Œuvre der Künstlerin für viele angesichts aktueller Konflikte und gesellschaftlicher Spaltungen besonders relevant. Eine im MoMA noch bis zum 20. Juli 2024 laufende Werkschau versammelt rund 120 Zeichnungen, Drucke und Skulpturen. Der deutsche USA-Korrespondent Sebastian Moll schreibt, dass die Ausstellung New York aufrüttele. Und: „Die Unmittelbarkeit, mit der Kollwitz Hilflosigkeit und Schmerz angesichts des Weltgeschehens persönlich macht und mit der sie sich gegen die Verzweiflung stemmt, trifft überall einen Nerv.“
Mit den USA ist Käthe Kollwitz schon seit Langem verbunden. 1902 erwarb die New Yorker Public Library als erste öffentliche Sammlung in den USA ihre Druckgrafiken, zehn Jahre später zeigte sie die vermutlich erste Einzelausstellung von Kollwitz-Werken im Land.
Einen besonderen Einfluss hatte Kollwitz auch auf afroamerikanische Künstlerinnen und Künstler wie Elizabeth Catlett, Jacob Lawrence und Charles White. Auch der Kunstsammler Richard Simms ist Afroamerikaner – und einer der bedeutendsten Sammler von Kollwitz’ Werken weltweit. Gegenüber dem jüdischen Magazin „Forward“ hat er vor wenigen Jahren betont: „Man muss nicht schwarz sein, um auf soziale Ungerechtigkeiten und Probleme zu reagieren oder um soziales Bewusstsein in der Kunst zu schätzen.“ Ihn als Person hätte Kollwitz’ Gesamtwerk angesprochen: „Einfach als Mensch, dem diese Dinge wichtig sind.“