Entdecke DE: Die Kaiserstadt Aachen
Mit der Serie „Entdecke DE“ geht es auf eine Reise quer durch Deutschland. Im Winter in die Kaiserstadt Aachen, in der einst Karl der Große zu Hause war.
Manch einer hat sich schon die Zähne an ihnen ausgebissen. Echte Printen sind – wenn es nach dem Geschmack der Aachener geht – hart. Wer das anders sieht, lässt die Lebkuchenspezialität aus der Stadt in Nordrhein-Westfalen ein paar Wochen in der Blechdose liegen. Oder tunkt die nach Honig und Gewürzen wie Zimt, Koriander, Kardamom und Nelken schmeckenden Rechtecke in Tee oder Kaffee. Die ersten Aachener Printen wurden im 19. Jahrhundert gebacken. Kaiser Karl der Große (ca. 747-814), der weltweit wohl bekannteste Bewohner der Stadt, hat also nie an einer Printe naschen können.
Die letzten 20 Jahre seines Lebens wurde Karl in Aachen sesshaft und baute die Stadt zur kaiserlichen Metropole aus. Die Marienkirche, eines der besterhaltenen Baudenkmäler der Karolingerzeit, ist besonders eng mit ihm verbunden. Später kamen weitere Anbauten hinzu, die zusammen den heutigen Aachener Dom bilden. Mehr als 30 Könige bestiegen dort den Thron. 1978 wurde der Dom als erstes deutsches Bauwerk in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen.
Die Karolingerzeit und die darauf folgenden Jahrhunderte waren die Glanzzeit der heute westlichsten Großstadt Deutschlands. Doch die Geschichte Aachens ist älter. Sie beginnt um Christi Geburt. Siedler aus Rom bezeichneten die Stadt angeblich als „Aquae granni“, als Ort der Quellen des keltischen Wasser- und Heilgottes Grannus. Denn Aachen – der offizielle Name lautet Bad Aachen – ist bis heute reich an schwefelhaltigen Thermalquellen. Bis zu 75 Grad heiß sind sie – kein anderes Gewässer in ganz Mitteleuropa ist wärmer. Und womöglich ist auch keins geruchsintensiver. Der badebegeisterte Stadtvater Karl ließ sich davon nicht stören. Nicht zuletzt deshalb verehren ihn auch heute noch die mehr als 240.000 Einwohner der Stadt, die direkt an der Grenze zu den Niederlanden und Belgien liegt. Obwohl Karl I. vor 1200 Jahren, am 28. Januar 814, in Aachen starb, ist er immer noch an vielen Orten präsent. Insbesondere in der Altstadt mit ihren kleinen Gässchen und historischen Plätzen.
In aller Munde ist Karl der Große mindestens einmal im Jahr, wenn die Stadt den nach ihm benannten Internationalen Karlspreis vergibt. Seit 1950 verleiht sie ihn an Persönlichkeiten und Institutionen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben – unter ihnen politische und gesellschaftliche Größen wie Konrad Adenauer, Winston Churchill, Bill Clinton, Papst Johannes Paul II. und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Aachen zieht auch die wissenschaftliche Elite an: Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen trägt das Prädikat „Exzellenzuniversität“ des Bundes und der Länder. Mit ihren 260 Instituten in neun Fakultäten zählt sie zu den führenden Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen Europas.