Zum Hauptinhalt springen

Lasst euch inspirieren!

Vier deutsche Fashion-Bloggerinnen erzählen, wie Social Media die Modebranche auf den Kopf stellt.

Kim Berg, 10.01.2019
Farina Opuku
Farina Opuku © Farina Opuku

Wie haben Influencer die deutsche Modewelt verändert?

Victoria: Influencer vereinfachen den Markteintritt für junge, lokale Labels. Sie erweitern das Sichtfeld und zeigen, dass es neben alteingesessenen Marken noch viel mehr gibt.

Farina: Durch Influencer ist es für viele Menschen einfacher geworden, sich inspirieren zu lassen. Für wirklich jeden Stil und jedes Budget gibt es den richtigen Account.

Lena: Influencer haben Mode nahbar gemacht und auf eine persönliche sowie individuelle Ebene gebracht, mit der sich die meisten Konsumenten viel besser identifizieren können.

Maria: Früher wurden Trends von Modedesignern und namhaften Modehäusern definiert und für den kommerziellen Markt adaptiert. Heute funktioniert es eher im Austausch: Influencer nehmen immer mehr Einfluss auf die Modebranche und werden wiederum selbst von der Community beeinflusst.

Victoria Nasir
Victoria Nasir © Victoria Nasir

Wird High-Fashion durch soziale Medien transparenter?

Victoria: Die High-Fashion-Branche hatte lange Zeit den Ruf, abgehoben und arrogant zu sein. Die sozialen Medien können neben dem Endprodukt die ganze Bandbreite der kreativen Schöpfung zeigen. Die Inspiration, die Kreativität und das Herzblut des Designers werden greifbarer.

Farina: Social Media haben die High-Fashion-Branche auch für die breite Masse zugänglich gemacht. Das finde ich toll. Mode soll Spaß machen und kein exklusiver Club sein.

Lena: Ich finde es schön, dass durch die Demokratisierung des Social Web mehr Leute einen Zugang zu exklusiven Branchen erlangen. Dadurch haben wir die Möglichkeit, uns mit viel mehr Themen auseinanderzusetzen und uns begeistern zu lassen.

Maria: Mode wächst dadurch und bekommt mehr Aufmerksamkeit in unserem Alltag.
 

Die Inspiration, die Kreativität und das Herzblut des Designers werden durch soziale Medien greifbarer.
Fashion-Bloggerin Victoria Nasir

Gibt es noch den lokalen Look von Berlin, New York und Paris, oder vereinheitlichen die sozialen Medien die Mode?

Victoria: Ich denke nicht, dass es „den globalen Look“ gibt – das wäre auch sehr schade, weil Mode so vielfältig ist. Ich bin ein großer Fan des skandinavischen Stils, finde die Einfachheit und Ungezwungenheit der Skandinavier aber auch zunehmend in italienischen Kollektionen wieder. Es gibt global viele verschiedene Stilrichtungen, die unterschiedlicher Herkunft sind, aber nicht an Grenzen gebunden.

Farina: Ich finde schon dass es lokale Stile gibt. Das hängt aber auch mit den jeweiligen Städten und deren Lifestyle zusammen.

Lena: Berlin, New York, Paris, oder Kopenhagen haben schon ziemlich unterschiedliche Stile. Was auffällt ist: Die Social-Media-Accounts werden einander immer ähnlicher. Keiner nimmt sich mehr die Zeit, seinen persönlichen Stil herauszuarbeiten. Viele fühlen sich im Konsens sicherer. Darunter leidet leider die Vielfalt an individuellen Interpretationen.

Maria: Aktuell gibt es noch unterschiedliche Stile. Das sieht man vor allem auf den Fashion Weeks: Während in Italien die Frauen viel weiblicher und konservativer gekleidet sind, zeigen sich die Leute auf den skandinavischen Fashion Weeks viel markanter und minimalistischer. Und in Berlin? Will man vor allem auffallen.

Verstärken soziale Medien die Wegwerfkultur?

Victoria: Das ist tatsächlich eine Entwicklung, die ich sehr kritisch beobachte. Auch ich konsumiere Fast Fashion, aber deutlich bedachter als noch vor einigen Jahren. Als Bloggerin kann ich meinen Followern zeigen, dass man nicht jeden Trend mitmachen muss.

Farina: Ich glaube schon, dass Mode dadurch schnelllebiger wurde. Aber ich denke nicht, dass die sozialen Medien alleine unsere Wegwerfkultur vorantreiben. Das Problem gab es auch schon in Zeiten von Teleshopping.

Lena: Mag sein, dass unsere Gesellschaft durch das schnelle Konsumieren von Informationen über die sozialen Medien verlernt, sich den Themen intensiver zu stellen. Aber es gibt auch viele Accounts, die soziale Medien gezielt nutzen, um sinnvolle Botschaften zu teilen.

Maria: Wegwerfkultur gab es auch vor den sozialen Medien, genauso wie Werbung. Deswegen sind soziale Medien nicht besser oder schlechter als andere Vermarktungsportale, die durch Werbung instrumentalisiert werden können. Ihre Schnelligkeit hat auch Vorteile: Dank direktem Feedback kann ein Nischenmarkt, zum Beispiel für nachhaltige Produkte, viel schneller wachsen.

Gibt es den typisch deutschen Stil?

Victoria: Im internationalen Vergleich ist der Stil der Deutschen vielleicht etwas klassischer und dezenter. Der Drang aufzufallen und herauszustechen ist weniger ausgeprägt.

Farina: Für mich gibt es keinen typisch deutschen Stil. Mittlerweile sind auch die Deutschen, was Mode angeht, super stylisch und individuell.

Lena: Der Deutsche Stil ist bodenständig, nicht zu verspielt und eher sportlich. Hauptsache man fällt nicht auf.

Maria: Typisch deutsch ist für mich ein praktischer Look. Deutsche sind an einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und weniger an Trends interessiert. Das macht die Mode minimalistischer und funktionaler.

Interview: Kim Berg

Nicht verpassen: Victoria Nasir (torinasir) bloggt vom 15. Bis 17. Januar für deutschland.de von der Berlin Fashion Week. Folgt diesem Link: www.instagram.com/deutschland_de

Lena Lademann auf Instagram

Maria Astor auf Instagram

Farina Opoku auf Instagram

Victoria Nasir auf Instagram

© www.deutschland.de

Modebloggerinnen
Lena Lademann, Victoria Nasir, Farina Opuku, Maria Astor © Linda Böse, Victoria Nasir, Farina Opuku, Maria Astor

Newsletter #UpdateGermany: Du möchtest regelmäßig Informationen über Deutschland bekommen? Hier geht’s zur Anmeldung: