Zwei Oscars für Deutschland
Studenten aus Hamburg und Ludwigsburg gewinnen die Filmtrophäe. Sie packen brisante Themen an. Diese Filme gehen unter die Haut.
Deutschland. Einmal im Leben den Oscar in der Hand halten – das wünscht sich jeder Filmemacher. Für Katja Benrath und Johannes Preuss ist der Traum Wirklichkeit geworden: Am 12. Oktober 2017 werden sie für ihre Kurzfilmproduktionen mit dem Studenten-Oscar ausgezeichnet. Johannes Preuss von der Filmakademie Baden-Württemberg überzeugte mit „Galamsey – Für eine Handvoll Gold“ die Jury in der Kategorie Dokumentarfilm; Katja Benrath von der Hamburg Media School erhält die Trophäe für „Watu Wote – All Of Us“ in der Kategorie Spielfilm.
Dem Terrorismus getrotzt
Es ist ein wahres Ereignis, von dem Katja Benrath in ihrem Film erzählt. Eine Geschichte, die berührt, erschüttert und zugleich ein Zeichen der Hoffnung setzt: für Menschlichkeit, gegen Gewalt, Hass und Misstrauen. Im kenianisch-somalischen Grenzgebiet stoppt die islamistische Al-Shabaab-Miliz einen Reisebus und fordert die Insassen auf, sich aufzuteilen. Ihr Ziel: die Christen zu töten. Doch das Attentat misslingt, denn die Muslime stellen sich schützend vor die Christen, verraten nicht, wer welcher Religion angehört. „Das Thema hat sich für mich wie ein Auftrag angefühlt“, sagt Katja Benrath. „Es drückt das aus, was sich viele wünschen: dass wir füreinander einstehen und uns als Menschen betrachten.“
Die Regisseurin, die vor ihrer filmischen Ausbildung an der Hamburg Media School eine Schneiderlehre am Theater absolviert und in Wien Schauspiel und Gesang studiert hat, bezeichnet die Dreharbeiten für „Watu Wote“ als eines der „beglückendsten Erlebnisse“: „Wir haben mit Menschen aus verschiedenen Kulturen, Religionen und Stämmen an einer gemeinsamen Sache gearbeitet.“ Der Anruf aus Hollywood bestätigt sie in ihrer Arbeit: „Der Oscar gibt dem gesamten Filmteam das Gefühl, mit seiner Geschichte gesehen zu werden.“
Schmutziges Geschäft mit Gold
Auch Johannes Preuss verlegt den Schauplatz seiner Reportage nach Afrika. „Galamsey – Für eine Handvoll Gold“ berichtet von illegalen Goldgräbern in Westafrika und zeigt: Mensch und Umwelt leiden unter dem Geschäft. „Durch den laxen Umgang mit Quecksilber vergiften die Goldgräber die Flüsse, zudem zerstören sie beim Abbau deren natürlichen Lauf“, sagt Preuss. Auch die soziale Struktur gerate durch Korruption und Kriminalität aus dem Lot. „Dennoch wirkt das Gold auf die Menschen wie ein Magnet.“
Die Idee zum Film stammt aus dem Jahr 2010: „Ich arbeitete damals als Entwicklungshelfer in Ghana am Aufbau eines Radiosenders mit“, sagt Preuss. „Den Boom der Goldindustrie durch neue Abbautechniken habe ich dabei hautnah erlebt.“ Afrika für eigene Filmprojekte erkunden und gleichzeitig Gutes tun: Beim Dreh von Lehrfilmen für afrikanische Mango- und Reisbauern im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat Preuss nun das Thema seiner Diplomarbeit entdeckt: Mit einer Reportage zu „Nollywood“, dem nigerianischen Hollywood, will er sein Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg abschließen.