Mein Wunsch: Zurück zur Normalität
Die Pandemie erleben die Menschen in Deutschland ganz unterschiedlich. Hier stellen wir euch die Perspektive eines Arztes vor.
Dr. med. Michael Horacek arbeitet am Alfried Krupp Krankenhaus in Essen und ist dort als Abteilungsarzt Intensivmedizin sowie Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie für die Internistische Intensivstation zuständig. Zuvor war er zehn Jahre am Uniklinikum Essen als Kardiologe und Intensivmediziner tätig.
Herr Dr. Horacek, wie sieht Ihr Alltag in der Pandemie derzeit aus?
Mittlerweile wird jeder neue Patient bis zum Beweis des Gegenteils als Covid-verdächtig eingestuft. Wir begegnen ihm dann mit entsprechenden Schutzmaßnahmen. Auch auf dem Weg zum Krankenhaus tragen wir die Maske und setzen sie im Tagesverlauf nicht ab, es sei denn, man ist alleine im Zimmer. Das bestimmt den Alltag sehr stark.
Was empfinden Sie als besonders schwierig?
Die strengen Besucherregelugen sind sinnvoll, aber auch sehr belastend. Wir legen großen Wert darauf, die Angehörigen telefonisch auf dem aktuellen Stand zu halten und wir versuchen, dass sie per Handy mit den Patienten Kontakt aufnehmen können. Die Angehörigen von Covid-Patienten kann man oft nicht ins Zimmer lassen, auch wenn es dem Patienten sehr schlecht geht. Das ist belastend. Die Patienten brauchen ja den Angehörigenkontakt.
Welche Sorgen haben Sie in Bezug auf die Pandemie?
Ich halte es für sehr wichtig, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, vor allem im Gesundheitswesen. Dazu ist es natürlich auch wichtig, dass schnell genügend Impfstoff bereitsteht. Wie schnell das gehen wird und wer sich wirklich impfen lässt, ist leider nicht absehbar.
Eine weitere Sorge ist, dass es wirtschaftlich nicht nur für die Betriebe schwierig ist, die unmittelbar vom Lockdown betroffen sind, sondern dass auch die Krankenhäuser durch Stationsschließungen und eine massive Reduktion planbarer Untersuchungen und Operationen in eine wirtschaftliche Schieflage geraten.
Gibt es etwas, für das Sie besonders dankbar sind?
In der Pandemie haben alle Abteilungen unseres Krankenhauses sehr gut kooperiert und von Beginn an Bereitschaft signalisiert, sich an der Versorgung von Covid-Patienten aktiv zu beteiligen. Die Hauptsache ist, dass wir die Notfälle versorgen können. Auch zwischen den Essener Krankenhäusern erfolgen sehr enge und konstruktive Absprachen, um die Versorgung von Covid-Patienten zu optimieren und bei Bedarf schnell und zielgerichtet auf lokale Ausbrüche reagieren zu können.
Was können wir aus der Pandemie lernen?
Aus dem Pandemie-Management haben wir schon viel gelernt und ich glaube, auch die Politik lernt mit jedem Schritt dazu. Grundsätzlich finde ich es sehr positiv, dass die Gesellschaft in Deutschland darauf bedacht ist, vor allem die besonders gefährdeten Menschen zu schützen.
Wie geht es für Sie weiter?
Wir haben in unserem Krankenhaus mit den Impfungen des Personals in den Risikobereichen begonnen. Das bietet zumindest eine Perspektive auf Besserung und auf ein bisschen weniger Anspannung im täglichen persönlichen Kontakt mit Covid-Patienten.
Haben Sie Wünsche für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass wir möglichst schnell zur Normalität zurückkehren, dass Angehörigenbesuche wieder einfacher möglich werden, planbare Untersuchungen und Operationen wie gewohnt stattfinden, dass die Kinder wieder in die Schule gehen können, und dass man sich wieder sorglos mit Familie und Freunden treffen kann.
Mich hat die Pandemie beruflich deutlich weniger eingeschränkt als viele andere Menschen, für die es jetzt wichtig ist, dass sie finanziell wieder auf die Beine kommen. Ich hoffe auch, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, damit wir die Pandemie überwinden können.
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