„Froh, eine Aufgabe zu haben“
Clara Philippi arbeitet in einer Notaufnahme. Hier erzählt die Medizinstudentin von ihrem Alltag und ihren Zukunftsplänen.
Clara Philippi studiert im sechsten Semester Medizin in einem integrierten Modellstudiengang. Seit Mitte März 2020 arbeitet die 23-Jährige als studentische Hilfskraft im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Hier erzählt sie, wie Corona ihre Arbeit und ihre Pläne verändert hat.
„Mein erster Tag in der Impfambulanz am UKE war zugleich mein letzter. Mit dem Lockdown brauchte niemand mehr Impfungen für Auslandsreisen. Ich wechselte in die Notaufnahme.
Für die meisten Menschen, die zu Beginn der Pandemie ins Krankenhaus kamen, war es etwas völlig Neues, eine Maske zu tragen. Ich habe ihnen erst einmal gezeigt, wie man die Maske richtig aufsetzt. Auch heute noch spreche ich manchmal Leute in der U-Bahn an, die ihre Maske falsch tragen.
Es war anfangs unglaublich ruhig im Krankenhaus. Wir waren sehr gut besetzt und hatten wenig zu tun. Eine befremdliche Stimmung. War das die Ruhe vor dem Sturm? Würde es bald drastischere Zustände geben? Mit Sorge blickte ich auf die steigenden Infektionszahlen. Wir wurden eingewiesen, wie die Notaufnahme umgebaut würde, sollten mehr Corona-Verdachtsfälle eingeliefert werden. Es war spannend mitzuerleben, wie sich das UKE auf die schlimmsten Szenarien vorbereitete. Ich war froh, in dieser schwierigen Zeit eine Aufgabe zu haben und nicht allein zu Hause zu sitzen.
Hochschulkurse vorerst nur online
Seit Ende August arbeite ich nun in der Corona-Ambulanz und nehme Abstriche von Mitarbeitern. Maximal zwei Stunden am Stück trage ich die komplette Schutzausrüstung mit Kittel, Haarnetz, FFP2-Maske und Visier. Dann ist erst einmal Durchatmen angesagt. Denn die Maske sitzt so fest, dass ich hinterher einen Abdruck im Gesicht habe.
Ich wollte schon immer Ärztin werden, an diesem Ziel hat sich nichts geändert. Allerdings der Weg dorthin: Weil auch im Wintersemester alle Uni-Kurse nur online stattfinden und praktische Übungen wegfallen, lege ich ein Urlaubssemester ein und beginne mit meiner Doktorarbeit. Ich hoffe, dass wir irgendwann wieder normal studieren können.
Durch Corona hat Gesundheit für mich einen noch höheren Stellenwert bekommen. Ich schätze meine eigene Gesundheit und das deutsche Gesundheitssystem. Auch wenn einiges schiefläuft und zum Beispiel Pflegekräfte viel besser bezahlt werden müssten, sind wir ein privilegiertes Land.“
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