„Der Norden ist ganz anders“
Leben in Deutschland: Hotelfachkraft Michel aus Brasilien erzählt von seinen Erfahrungen in einem deutschen Touristengebiet.
Ihr interessiert euch für Leben und Arbeiten in Deutschland? Wir haben mit Expats gesprochen, hier teilen sie mit euch ihre Geschichte und ihre Erfahrungen.
Michel Polak Carlota, 31, aus Brasilien
Als ich davon geträumt habe, eines Tages in Deutschland zu arbeiten, hätte ich nie gedacht, dass ich hier an einem Strand an der Ostsee wohnen würde. Ich bin in Brasilien aufgewachsen und lebte in São Paulo. Dort habe ich ein Studium als Kaufmann für Tourismus und Freizeit absolviert und danach in Hotels, einer Geschäftsreisen-Agentur und einem Projekt zur Förderung des Tourismus mit Deutschland gearbeitet. Schon 2010 habe ich angefangen, Deutsch am Goethe-Institut zu lernen – insgesamt sieben Jahre lang.
Heute arbeite ich als Rezeptionist in einem Vier-Sterne-Hotel in Kühlungsborn an der Ostsee. Ich bin erst seit November 2021 hier und habe mich schon an die Kälte im Winter gewöhnt. Meine Frau ist Architektin, sie war bereits für einige Zeit in Berlin. Sie war auch begeistert von meiner Idee, für einige Zeit in Deutschland zu leben.
Auf Instagram habe ich vom Programm „Hand-in-Hand“ erfahren und mich gleich beworben. Das ist eine Kooperation der Industrie- und Handelskammer und der Agentur für Arbeit, um qualifizierte Fachkräfte aus zehn Berufen und drei Ländern für deutsche Unternehmen zu gewinnen. Dadurch ist alles sehr schnell und ohne Probleme gelaufen. Meine guten Deutschkenntnisse haben mir dabei sehr geholfen. Andere müssen in sechs Monaten die Sprache lernen, das ist sicher schwieriger. Ich habe zudem Verwandte in Göttingen, meine Mutter arbeitet für eine deutsche Firma in Brasilien.
In Brasilien bedeutet Deutschland für viele nur München und das Oktoberfest. Doch der Norden mit dem Meer und dem Strand ist ganz anders. Bisher verstehe ich mich mit allen Kolleginnen und Kollegen sehr gut. Ich habe gehört, dass es in Deutschland schwer sein soll, Freunde zu finden. Beziehungen sind in Brasilien vielleicht häufiger, aber hier sind sie weniger oberflächlich. Man muss Freundschaften erobern. Das ist eine andere Lebenseinstellung. Ich fühle mich hier wohl. Deshalb möchte ich gern zehn Jahre oder auch länger bleiben.
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