Es geht nicht nur um Frauenrechte
Alte Fragen, neue Ideen: Wofür steht Feminismus heute? Das sagen die Bloggerinnen Jana Braumüller und Ninia LaGrande.
Was bedeutet Feminismus für euch?
Jana: Feminismus bedeutet, dass ich nicht nur für meine Rechte kämpfe, sondern für und mit jenen, die strukturell benachteiligt werden, zum Beispiel weil sie einer Minderheit angehören.
Ninia: Für mich ist Feminismus die Gleichberechtigung aller Geschlechter – unabhängig von ihrer Sexualität, ihrem Körper, ihrer Religion und Herkunft. Feminismus muss antirassistisch, anti-behindertenfeindlich und antiklassistisch sein.
Die ersten Feministinnen kämpften für gesetzliche Gleichberechtigung. Worum geht es heute?
Ninia: Wir haben zwar eine Gleichberechtigung per Gesetz, aber die Realität sieht anders aus. Aktuelle Themen sind #metoo, Antirassismus, Rechtsruck, sichere Geburten, gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit und Körperpolitik.
Jana: Generell geht es um Familie und Selbstbestimmung. Und ich sehe auch die Bedrohung durch Rechtspopulist*innen und Rassismus als wichtiges aktuelles Thema.
Wo seht ihr denn für Deutschland Nachholbedarf bei der Gleichberechtigung?
Jana: Die #metoo- und #metwo-Debatten haben gezeigt, dass sexualisierte Gewalt, anhaltender Sexismus und Rassismus große Herausforderungen für unsere Gesellschaft sind. Außerdem müssen wir noch viel besser darin werden, Mädchen und Jungen aufwachsen zu lassen, ohne Rollenbilder zu verstärken. Und dass noch immer viel zu wenig Frauen in Aufsichtsräten und in den Führungsebenen sitzen, finde ich problematisch.
Ninia: Feministische Themen werden in der Politik kleingehalten. Frauen verdienen immer noch weniger als Männer, stellen 90 Prozent der Alleinerziehenden, sind öfter arm und wesentlich stärker von Gewalt betroffen. Ich glaube sogar, für die deutsche Regierung arbeiten mehr Staatssekretäre, die Hans heißen als solche, die Frauen sind.