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Tanz erweitert den Horizont

Bei der CrossCulture-Tour zum ifa-Jubiläum inszenierte Osama Awwad Tanz-Flashmobs in Bremen. Das sind seine Eindrücke von Deutschland.

23.06.2017
© ifa - Osama Awwad

Osama Awwad, Tänzer, Choreograph und Dramaturg aus Bethlehem, gastierte 2015 im Rahmen des CrossCulture-Programms beim freien Ensemble "Backsteinhaus" in Stuttgart. Tanz ist sein Medium der Kulturvermittlung. In Bethlehem hat er das Diyar Dance Theatre mitgegründet. Es ist ein Ort, an dem junge Erwachsene ihre palästinensische Geschichte durch traditionellen Volkstanz und modernes Theater erleben können. Fünf Fragen an Osama Awwad:

Herr Awwad, Sie haben 2015 am CrossCulture-Programm teilgenommen. Welche Eindrücke haben Sie während Ihres Praktikums gewonnen?

Ich habe erkannt, wie vielfältig  Theater sein kann – von Region zu Region, aber auch sonst in jeder Hinsicht. Wir können nicht nur auf der Bühne spielen, sondern auf der Straße, in Gebäuden, in Dorf oder in der Stadt. Die Zusammenarbeit mit einem deutschen Theater in Stuttgart hat mir gezeigt, dass wir eine berührende Vorstellung inszenieren können, ohne die gleiche Sprache zu sprechen.

Es war eine tolle Gelegenheit, neue Kulturen kennen zu lernen und mit wundervollen Theaterleuten und Tänzern in Deutschland zusammenzuarbeiten. Außerdem ist das CrossCulture Programm eine Möglichkeit, das Alltagsleben in Deutschland kennen zu lernen.

Inwiefern hat der Austausch Ihre kulturelle Arbeit zuhause beeinflusst?

Ich habe einige Eindrücke vom deutschen Theater nach Palästina mitgebracht. Einige Ideen sind in mein Diyar Dance Theatre eingeflossen. So inszenieren wir häufiger Off-Stage und schöpfen neue kreative Möglichkeiten aus.

Und was konnten Sie in Ihr Gastprojekt einbringen?

Meine Mitwirkung im Stück „A Piece of Cake“ brachte ein Stück palästinensische Realität nach Deutschland. Ich spielte die Rolle eines palästinensischen Bürgers, der unter einer Besatzungsmacht lebt. Auf der Bühne vermittelte ich ein persönliches Erlebnis während der zweiten Intifada, als Soldaten in mein Haus eindrangen und Raum für Raum durchsuchten. Ich erzählte auch von der Belastung der Palästinenser durch Checkpoints, eingeschränkten Bewegungsradius  und dem Mangel an Dingen des täglichen Lebens.

Wenn Sie an Ihren ersten Aufenthalt in Deutschland zurückdenken – was hat Sie überrascht?

Mich hat schon immer interessiert, wie schnell Deutschland nach dem Krieg aus dem Schutt auferstanden ist und rasanten Fortschritt gemacht hat. Und so hoffe ich, dass auch der Konflikt um Palästina enden wird, weil zivilisierte Menschen leben, die ein gutes Leben verdient haben.

“Dabkeh Flash Mobs” ist Ihr Beitrag zur ifa-CrossCulture-Tour. Was wollten Sie bewirken? Und wie haben die Menschen auf der Straße reagiert?

Zuerst haben die Leute nicht verstanden, was wir da machen. Auf jeden Fall war es etwas Neues, dass schnell ihre Aufmerksamkeit auf uns zog. Wahrscheinlich haben sich viele gefragt, ob wir hinterher Geld sammeln würden. Aber es ging darum, palästinensisches Kulturerbe zu vermitteln und auf die Lage in den palästinensischen Gebieten aufmerksam zu machen. Darüber hinaus hielten wir Workshops an Schulen. Daran nahmen sowohl deutsche als auch arabische Schüler teil. An die Workshops schlossen sich Diskussionen über den Nahostkonflikt an.

Die Perspektive wechseln – ifa CrossCulture-Programm

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