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Der Trend zum Teilen

Der globale Trend zum Teilen wird auch in Deutschland immer beliebter – und verändert ganze Branchen.

20.07.2015
© dpa/Jens Kalaene - sharing economy

Ob Autos, Werkzeuge, Gärten oder Köche: Die Kultur des Teilens wird in Deutschland immer beliebter. Was einmal in der IT-Branche als sozialer Trend begann, ist zu einem neuen Wirtschaftszweig herangewachsen. „Das ist ein globaler Trend, der sich auch in Deutschland immer stärker bemerkbar macht“, sagt der Organisationsforscher Ayad Al-Ani.

Entstanden ist diese „Sharing Economy“ in den 2000er-Jahren in der IT-Industrie. Dabei ging es zunächst darum, Rechnerkapazitäten zu teilen. Erst später rückten dann auch Gebrauchsgegenstände in den Vordergrund, seien es Autos, Fahrräder, Kleidung oder Wohnungen.

Es sind vor allem junge Leute, die heute über das Internet auf günstige Leihgaben zurückgreifen. Auf Plattformen wie „Kleiderkreisel“ tauschen sie Röcke und Hosen, ihre Ferien verbringen sie beim „Couchsurfing“ in den Zimmern fremder Menschen oder sie leihen sich in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft für ein paar Stunden eine Bohrmaschine aus. Viele bewegt auch der Wunsch, knappe Ressourcen zu sparen und ökologischer zu handeln.

Ein neues Geschäftsmodell

Längst haben Unternehmen den neuen Trend für sich entdeckt, beispielsweise Autofirmen das Carsharing als lukratives Geschäftsmodell. Der Bundesverband CarSharing spricht von einer neuen „Mobilitätskultur“ und beobachtet ein wachsendes Interesse der Autofahrer in Deutschland. So waren Anfang 2015 bereits rund eine Million Teilnehmer bei den etwa 150 deutschen Carsharing-Anbietern registriert. Bundesweit konnten in 490 Städten und Gemeinden CarSharing-Angebote genutzt werden, das sind 110 mehr als ein Jahr zuvor.

„Es kommt zu einer Kommerzialisierung dieser Bewegung“, beobachtet der Organisationsforscher Al-Ani. Statt von einer „Sharing Economy“ müsse man eigentlich inzwischen von einer „Rental Economy“ sprechen. Schließlich verlangen Carsharing-Firmen, Taxidienste oder Wohnungsvermittler Geld für ihre Dienste. Außerdem treten sie mit ihren Geschäftsmodellen in Konkurrenz zu traditionellen Dienstleistern wie Taxiunternehmen oder Hotels.

„Dieser Mechanismus des Teilens ist volkswirtschaftlich und ökologisch hochinteressant“, sagt Al-Ani. Schließlich brauche man den Schlagbohrer im Jahr durchschnittlich nur 20 Minuten und auch Autos stünden in der Stadt vor allem auf Parkplätzen. „Die Frage ist, ob daraus ein ganz neuer Wirtschaftssektor wird“, sagt der Organisationsforscher mit Blick in die Zukunft.

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