Wie reist man „fair“?
Übers Wochenende zum Shoppen nach New York? Lieber noch mal darüber nachdenken, rät Frank Herrmann, Autor von „FAIRreisen“.
Deutschland. Touristen sorgen für Jobs und wirtschaftliche Entwicklung – doch ihre Reisen belasten oft auch die Umwelt und fördern unfaire Arbeitsbedingungen. Urlauber haben deshalb eine Verantwortung für Mensch und Klima, findet Frank Herrmann, Autor des Buches „FAIRreisen“. Ein Gespräch zum Internationalen Jahr des Nachhaltigen Tourismus.
Herr Herrmann, wie reist man „fair“?
Erstens sollte man eine klimaschonende Urlaubsform in Erwägung ziehen, zum Beispiel eine Radtour in Deutschland oder eine Zugreise durch Europa. Zweitens ist wichtig, dass man sich im Urlaubsland genauso ökologisch und sozial verhält, wie man es von zu Hause gewohnt ist. Das fängt schon beim Stoffbeutel an, den man zum Einkaufen mitbringt. Drittens sollte man darauf achten, dass auch die Einheimischen vom Geldfluss profitieren und nicht nur global agierende Tourismuskonzerne. Also lieber ein Mittelklassehotel buchen, Taxis nutzen, sich lokale Reiseführer empfehlen lassen.
Machen sich viele Deutsche Gedanken über den „Fairness-Faktor“ ihres Urlaubs?
Dass jemand ins Reisebüro kommt und gezielt eine nachhaltige Reise bucht, ist die Ausnahme. Bei den meisten Urlaubern stehen Preis und Sicherheit im Vordergrund. Falls eine Reise nachhaltig ist, nimmt man das als nettes Extra, zahlt dafür aber ungern einen Aufpreis.
Fehlt es an Informationen über die sozialen und ökologischen Folgen des Tourismus?
Wer eine Kreuzfahrt macht, kennt die verheerende Öko-Bilanz meist, blendet sie aber aus. Dass Nachhaltigkeit bei Reisen keine große Rolle spielt, hängt auch mit der besonderen Urlaubsstimmung zusammen: Sich zu disziplinieren ist ja genau das, was man in dieser Zeit nicht möchte. Man muss langsam mit Veränderungen anfangen und sich steigern – irgendwann wird es zur Gewohnheit.
Wie können Urlauber herausfinden, ob ihr Reiseveranstalter „fair“ arbeitet?
Es gibt Gütesiegel, etwa von TourCert. Gefordert sind dabei zum Beispiel ein sparsamer Papierverbrauch im Büro des Veranstalters, eine klimaschonende An- und Abreise und faire Löhne für Hotelangestellte. Bei der Entscheidung für oder gegen ein Urlaubsland ist auch der Aspekt der Menschenrechte wichtig. Man sollte also ruhig mal einen Bericht von Amnesty International zu Rate ziehen.
Wie sah Ihr letzter Urlaub aus?
Einen klassischen Urlaub – zwei Wochen Mallorca und zurück – habe ich schon länger nicht mehr gemacht. Ich verbinde Reisen meistens mit Recherche und bin so länger unterwegs. Meine letzte Reise führte mich nach Mittelamerika, wo ich viele Jahre gelebt habe. Freunde besuchen, neue Dinge kennenlernen, berufliche Projekte verfolgen – diese Kombination ist für mich ideal.