Objekte, die Geschichten erzählen
Erstmals werden in Deutschland Exponate aus Yad Vashem gezeigt. Diese beeindruckenden Geschichten stecken hinter den Objekten.
Ein Stethoskop, eine Kinderpuppe, ein Chanukka-Kerzenständer, ein Piano – was haben diese Dinge gemeinsam? Sie alle stehen für Leben, die die Nationalsozialisten zerstört haben. Sie alle haben eine Geschichte, die nicht in Vergessenheit geraten darf. Die Ausstellung „Sechzehn Objekte“ zeigt zum ersten Mal Exponate aus der Objektsammlung der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Rund um den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar sollen 16 Objekte aus den 16 Bundesländern im Deutschen Bundestag daran erinnern, dass jeder Ort in Deutschland durch den Holocaust einen Teil seiner Geschichte, seiner Identität verloren hat.
Neue Zugänge zum Erinnern
Gezeigt werden persönliche Gegenstände von Jüdinnen und Juden, die einst in deutschen Gemeinden lebten und nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 fliehen mussten, aus ihrer Heimat vertrieben oder im Holocaust ermordet wurden. „Es sind Alltagsgegenstände, die selbst auf ihre eigene Art ‚Überlebende‘ sind. Sie erzählen die Geschichten ihrer Besitzer, ihrer Flucht und ihrer alten Heimat“, erklärt Ruth Ur, Kuratorin der Ausstellung und Direktorin der Deutschland-Repräsentanz von Yad Vashem in Berlin. „Man geht durch das Paul-Löbe-Haus im Deutschen Bundestag: moderne Glasfassaden, hohe Betonsäulen, Menschen im Anzug. Und dazwischen ein kleines, altes Klavier oder ein Kinderspielzeug. Es sind Alltagsgestände, die viele von uns zu Hause haben, aber die nicht in diese Umgebung passen. Das erzeugt hoffentlich sofort Interesse und Nähe.“
Für alle Beteiligten sei es sehr emotional gewesen, diese Gegenstände zurück in ihrer ehemaligen Heimat Deutschland zu sehen. „Beim Auspacken und Aufbauen der Objekte hatte ich Tränen in den Augen“, sagt Ur. „Je weniger Zeitzeugen es gibt, desto mehr müssen wir neue Zugänge zum Erinnern finden. In den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten – für immer.“
Eröffnet wird die Ausstellung am 24. Januar von Yad-Vashem-Direktor Dani Dayan, der zum ersten Mal in seinem Leben Deutschland besucht. Bis zum 17. Februar können die 16 Objekte im Paul-Löbe-Haus in Berlin besichtigt werden. „Sechzehn Objekte“ ist ein Projekt des deutschen Freundeskreises Yad Vashem e. V. und der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, die in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen begeht, in Kooperation mit dem Deutschen Bundestag und der Stiftung Zollverein.