„Sehr bereichernde Erfahrungen“
Sie leben die deutsch-französische Freundschaft – drei junge Menschen erzählen von ihren Erfahrungen in dem Nachbarland.
Der deutsch-französische Motor gilt als fundamental für die Entwicklung Europas. Doch die politische oder wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich kann nur funktionieren, wenn die Menschen die Freundschaft zwischen den beiden Nachbarländern leben. Dazu sollen auch Austauschprogramme – etwa die Angebote des Deutsch-Französischen Jugendwerks – beitragen. Hier erzählen euch drei junge Menschen, wieso ihnen das jeweilige Nachbarland am Herzen liegt und wie wichtig Austauschprogramme für sie waren.
Lucie Caroulle (26) arbeitet als Sprachanimateurin, interkulturelle Animateurin und Musikerin in Leipzig. Für sie beginnt die deutsch-französische Freundschaft damit, die jeweilige Sprache zu lernen:
„In der Schule habe ich an mehreren Austauschen teilgenommen und mich immer darüber gefreut, Sprachen zu lernen und kulturelle Besonderheiten kennenzulernen. Jetzt lebe ich schon seit vier Jahren in Deutschland und bin immer noch begeistert wenn ich selbst regionale Wörter sowie Sitten und Gebräuche entdecke, aber genauso, wenn ich meinen deutschen Freundinnen und Freunden welche beibringe. Ich glaube, dass interkulturelle Jugendaustauschprogramme eine große Rolle für die Zukunft Europas spielen. Sobald jemand eine Sprache lernt, sorgt das für mehr Toleranz und gegenseitiges Verständnis. Aus der Neugier für andere Länder und deren Kulturen und Sprachen entwickeln sich oft Freundschaften.
Das Konzept der deutsch-französischen Freundschaft habe ich eher spät entdeckt. Austauschprogramme waren für mich Teil der Schullaufbahn und nichts, was nachhaltige Auswirkungen auf mein Leben hatte. Das kam erst später. Heute merke ich, dass meine Beziehungen mit Menschen, deren Sprache und Kultur ich kennengelernt habe und die sich auch ein bisschen für meine kulturellen Hintergründe interessieren, viel stärker sind als andere. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es weiter Projekte gibt, um die Menschen einander näherzubringen.“
Erwan Laurent (18) studiert Sozial– und Politikwissenschaft am deutsch-französischen Campus der Universität Sciences Po Paris in Nancy. Sein Interesse für Deutschland ist in seiner Familiengeschichte verwurzelt:
„Meine Großeltern väterlicherseits haben sehr viel für die deutsch-französische Freundschaft getan. Sie waren sehr engagiert und haben enge Beziehungen zu westdeutschen Freunden aufgebaut. Ich hatte das Gefühl, dass es dadurch auch meine Verantwortung war, mich für diese Freundschaft einzusetzen. Deshalb wollte ich mit 17 Jahren Juniorbotschafter des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) werden. Mein Engagement für das DFJW hat mir eine solche Begeisterung für das Deutsch-Französische gegeben, dass ich mich schließlich sogar für einen deutsch-französischen Studiengang entschieden habe.
Austauschprogramme sind wichtig für das deutsch-französische Verhältnis, aber auch für Europa, weil sie den Jugendlichen ermöglichen, das europäische Motto ‚In Vielfalt geeint‘ auch ganz praktisch zu leben: Sie entdecken eine andere Kultur und lernen, den anderen in seiner Vielfalt zu respektieren. Das ist auch der Grund, warum es trotz Corona so wesentlich ist, diesen Austausch fortzusetzen. Sonst besteht die Gefahr, dass man sich in sich selbst zurückzieht und beginnt, vor dem Unbekannten Angst zu haben, anstatt zu versuchen, den anderen besser zu verstehen.“
Simone Ahrweiler (29) ist Referentin bei der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn. Ihre bis heute anhaltende Liebe zu Frankreich begann in der Schule:
„Ich habe ganz klassisch Französisch in der Schule gelernt und reiste früh durch Schüleraustauschprogramme nach Paris und Laval im Pays de la Loire. Das waren für mich als Jugendliche sehr bereichernde Erfahrungen. Beim ersten Austausch konnte ich kaum mehr als ein paar Sätze auf Französisch sagen. Mit meiner Austauschschülerin, die ebenso wenig Deutsch sprach, habe ich mich dann ‚mit Händen und Füßen‘ verständigt. Letztlich ist daraus eine Freundschaft entstanden, die bis heute besteht. Die Erfahrung, einander trotz Sprachbarriere zu verstehen und über kulturelle Unterschiede hinweg Gemeinsamkeiten zu entdecken, hat meine Liebe zur französischen Sprache und Kultur damals sehr bestärkt.
Für den Bachelor ‚Deutsch-Französische Studien‘ kehrte ich für ein ganzes Jahr nach Paris zurück. Eine weitere Perspektive auf das (Zusammen-)Leben in beiden Ländern, Interkulturalität und aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen bekam ich während meines Masterstudiums ‚Deutsch-Französische Journalistik‘ in Freiburg und Straßburg. So konnte ich mehrere Jahre in Frankreich leben, obwohl ich dort keine Familie habe. Mittlerweile lebe ich wieder in Deutschland, fühle mich den Menschen und der Kultur in Frankreich aber stets sehr verbunden.“